"Galileo"

Recycling-Raumkapseln: Wie ein deutsches Start-up die Raumfahrt revolutioniert

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von Claudia Frickel

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Recycling im Weltall: Dieser Forschungs-Satellit revolutioniert die Raumfahrt!

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Experimente und Fracht ins Weltall bringen – und wieder zurück: Diesen Service als kosmisches Taxi will eine kleine deutsche Firma künftig anbieten. Dazu nutzt sie eine revolutionäre Technik. "Galileo" checkt, was den "fliegenden Donut" so nachhaltig macht.

Recycling im All: Aufblasbarer Donut statt klassischer Raumkapsel

Raumkapseln sind essenziell für die Raumfahrt, denn sie bringen Fracht und Experimente ins All und zurück zur Erde. Aber der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre ist gefährlich: Die Raumfahrzeuge treffen mit hohen Geschwindigkeiten auf dichte Luftschichten. Dabei entstehen extreme Temperaturen - heißer als glühende Lava. Ohne Schutzmechanismen verglühen die Kapseln.

Verhindert wird das mit Hitzeschilden. Die bestehen normalerweise aus sogenannten ablativen Materialien. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre bauen diese sich kontrolliert und nach und nach ab, indem sie verkohlen oder verdampfen. Dadurch entsteht eine kühlende Schicht, die die eigentliche Kapsel vor dem Verglühen bewahrt.

Klassische Kapseln wie Apollo (USA) und Sojus (Russland) sind Einwegmodelle: Das Lande-Modul kehrt zwar im Gegensatz zu anderen Teilen zur Erde zurück. Aber es muss nach jedem Flug ausgemustert werden, weil die Beanspruchung zu hoch ist und es nicht auf Wiederverwertbarkeit angelegt ist.

Zwar können moderne Kapseln wie die Dragon von SpaceX mehrmals fliegen. Aber die Schutzschilde müssen jedes Mal erneuert werden, weil sie zerstört oder stark beansprucht sind.

Genau das will das Start-up Atmos Space Cargo anders machen – und damit die Raumfahrt revolutionieren. Die kleine Firma aus Lichtenau bei Karlsruhe hat eine einzigartige Technologie erfunden: Ihre Raumkapsel "Phoenix" nutzt ein wiederverwendbares - und aufblasbares - Hitzeschild.

Wie das funktioniert, hat sich "Galileo" angesehen. "Unsere Technologie unterscheidet sich vollkommen von dem, was es bisher gab", sagt Mitgründer und leitender Ingenieur Christian Grimm. Aber nicht nur das: "Phoenix" ist auch die einzige Raumkapsel, die in Europa entwickelt wird – innerhalb von nur einem Jahr.

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Mit einer SpaceX-Rakete reiste die Weltraumkapsel von Atmos Space Cargo ins All.

Bild: IMAGO/ZUMA Press Wire


So funktioniert die wiederverwertbare Raumkapsel

Die Raumkapsel "Phoenix" von Atmos Space Cargo verzichtet auf ein klassisches Hitzeschild. Stattdessen benutzt sie ein aufblasbares Abbrems- und Hitzeschutz-System.

Eine Folie aus einem flexiblen Keramik-Gewebe pumpt sich auf, was die Kapsel wie einen riesigen Donut aussehen lässt. Die Form bremst die Kapsel schon in höheren Schichten der Atmosphäre ab, was die Hitze reduziert. Die Materialien werden nicht so heiß, und der Wiedereintritt in die Atmosphäre ist effizienter.

"Phoenix" bleibt dadurch intakt – und das spart Material und damit Kosten. Transportflüge ins All sollen damit um ein Fünftel günstiger werden.

Die Kapsel soll künftig als eine Art kosmisches Taxi dienen, das wissenschaftliche Experimente in den Weltraum und zurück zur Erde bringt. Sie besteht aus einem ungefähr einem Meter hohen Zylinder mit verschiedenen Boxen. Diese können zwischen wenigen Stunden und drei Monaten im All bleiben.

"Galileo" war beim finalen Test der Kapsel auf der Erde dabei – und beim ersten Start in den Weltraum. Für CEO und Mitgründer Sebastian Klaus ging damit ein Lebenstraum in Erfüllung, auf den er 20 Jahre gewartet hatte: Phoenix beruht auf seiner Idee.

Wieso das Start-up die Raumkapsel als Zukunft der ISS anpreist, was die neue Version "Phoenix 2" anders machen will und wie der erste Flug ins All verlief, siehst du jetzt auf Joyn.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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