Ein wichtiger Abschied
Die vielleicht traurigste Szene bei "One Piece" funktioniert dank eines überraschenden Tricks
Aktualisiert:
von Martin H.Hier bricht das Herz unseres sonst so starken Piratenkapitäns Ruffy.
Bild: ©1999 Toei Animation Co., Ltd.
Drama passiert oft in "One Piece", aber manche Szenen brennen sich doch besonders ein. Wie das Ende eines besonderen Kameraden, der Flying Lamb, dem ersten Schiff der Strohhüte. Was es so besonders macht:
Ich hätte euch gerne noch weiter getragen, tut mir leid. Ich wäre gerne für immer mit euch um die Welt gesegelt. Entschuldigt bitte.
Die Reise der Flying Lamb endet im Feuer
Zum Abschied entschuldigt sich das Schiff Flying Lamb bei seiner Crew. Alle vergießen dicke Tränen und auch der eine oder andere Zuschauer musste heulen. Was bricht uns da gerade das Herz? Eine kleine Karavelle, gerade mal 13 Meter lang mit einem lächelnden Schafskopf am Bug und dem großen Segel mit dem Strohhut drauf: die Flying Lamb. Sie war das erste Schiff der Strohhutbande und ihre Heimat für die Reise durch den East Blue bis zur Grand Line, von dort ins Weiße Meer über den Wolken und schließlich nach Water Seven. Was hat es nicht alles ausgehalten! Doch die Reise und die Abenteuer haben es auch schwer beschädigt. Im "Water Seven"-Arc findet es sein Ende.
In anderen Geschichten würden wir erwarten, dass unsere Heldinnen und Helden schon einen Weg finden werden, das Schiff in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Vielleicht wird es ja umgebaut und ist dann sogar noch größer und schöner? Nicht so in "One Piece": Autor Ei'ichiro Oda lässt das Schiff komplett verbrennen - und obwohl es nur ein Schiff ist, trifft diese Szene die Fans hart. Wie hat der Autor das geschafft?
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Das traut sich nur Anime
"One Piece" gehört zum "Shounen"-Genre. Abenteuerlustig und optimistisch die Heldinnen und Helden in diesen Geschichten meist, doch sie überwinden nicht alle Hindernisse. Das ist vielleicht einer der größten Unterschiede zu westlichen Serien, die sich an junge Menschen richten: Ein Happy End ist im Anime nicht garantiert. Die Niederlage trifft die Charaktere und die Fans mitten ins Herz. Ungerecht wie so manche Niederlage in der Realität, aber nie unerklärbar. Unsere Freundinnen und Freunde aus der Serie müssen sie verdauen und an ihr wachsen.
So auch bei "One Piece". Der Abschied von der Flying Lamb geht über mehrere Episoden und führt zu einem heftigen Streit in der Crew. Gegen Ende keimt kurz Hoffnung auf, als das notdürftig geflickte Schiff aus eigener Kraft den Strohhüten zur Hilfe eilt. Nur um kurz darauf auseinanderzubrechen, als die Crew, die es so liebt, in Sicherheit ist. Die Crew kann sich nur mehr mit einem würdevollen Wikingerbegräbnis verabschieden, sie also verbrennen. Das Schiff entschuldigt sich sogar bei ihnen telepathisch, dass es sie nicht weiter tragen kann. Eine solche Szene überzeugend und ergreifend zu machen - wo anders als im Manga oder Anime findet man so etwas schon?
Der Autor Eiichiro Oda ging ins Risiko
Mit einer damals merkwürdigen, unerwarteten Szene bereitete Oda in Folge 176 etwas vor, das er erst in Folge 312 erklären würde: Das beschädigte Schiff Flying Lamb schien sich im Skypia-Arc über Nacht selbst zu reparieren. Lysop meinte, im Nebel eine verhüllte, lächelnde Gestalt mit einem Hammer auszumachen, aber der Rest der Crew bekam nichts mit. Erst Franky konnte im "Water 7"-Arc Lysop die Erscheinung erklären: Es war ein Klabautermann, die Seele des Schiffs in menschlicher Gestalt. Nur bei Schiffen, die von ihrer Crew geliebt und gepflegt werden, wird es in dieser Art lebendig. Und da es dem Autor gelingt, dass wir Fans akzeptieren, dass das Schiff eine Seele hat, funktioniert auch der Rest.
So erleben wir an diesem Schiff etwas, was den Phasen ähnelt, die auch in der Realität zu Trauer gehören: Die Crew will zunächst nicht wahrhaben, wie kaputt es ist. Später kochen die Emotionen hoch, Wut und Trauer wechseln sich ab. Gerade Lysop klammert sich bis zum Schluss an jedes bisschen Hoffnung. Erst als sie sich bewusst von ihm trennen, finden sie wieder Ruhe und auch neue Erkenntnisse: Ruffy wird zum ersten Mal richtig klar, welche Verantwortung er als Kapitän hat. Vielleicht nicht nur der Crew sondern auch uns spendet das Schiff noch ein letztes Mal Trost:
Ich war glücklich. Es war schön, mit euch zusammen zu sein. Ich war wirklich glücklich.
Das Ende der Flying Lamb
Bild: ©1999 Toei Animation Co., Ltd.
Der ganze Handlungsbogen hätte auch fürchterlich schiefgehen können. Hätten wir beim Lesen oder Schauen die Idee, dass ein Schiff sprechen könnte für lächerlich gehalten, wäre alles auseinandergefallen. So aber gelingt es Oda, so ernste Themen wie Abschiednehmen und Trauer auf phantastische Weise neu darzustellen. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass Ruffy einen schrecklichen Verlust erleiden wird: Am Marineford wird es ihm nicht gelingen, seinen Bruder Ace zu retten. Zumindest sind wir Zuschauerinnen und Zuschauer diesmal etwas vorbereitet.
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Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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