Klassiker neu verfilmt
Das perfekte Remake? So nah ist Peter Jacksons Version am "King Kong"-Original
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von Lars-Ole GrapNaomi Watts (l.) mit Peter Jackson (r.) bei den Dreharbeiten zu "King Kong" (2005).
Bild: picture-alliance / Mary Evans Picture Library | -
Peter Jackson erfüllte sich 2005 einen Traum: "King Kong" sollte kein gewöhnliches Remake werden, sondern eine opulente Liebeserklärung an das Kino. Für ein Rekordbudget von 207 Millionen Dollar inszenierte er ein Spektakel, das fast dreimal so lang war wie das Original - und 300-mal so teuer.
Vom Kindheitstraum zum Kino-Epos: Wie Peter Jackson "King Kong" neu erfand
Remakes sind ein zweischneidiges Schwert: Die besten schaffen es, die Magie des Originals einzufangen und gleichzeitig frische Impulse zu setzen. Die meisten scheitern an einem dieser Ziele - manche an beiden. Lange bevor es zum Trend wurde, alte Klassiker als bombastische Blockbuster neu aufzulegen, nahm sich Jackson nach dem Erfolg von "Der Herr der Ringe" einen Kindheitstraum vor: die Rückkehr von "King Kong" ins Kino.
Jacksons persönliche Verbindung zur Vorlage reicht weit zurück: Schon als Kind versuchte er, den Showdown des Originals mit Stop-Motion-Technik nachzustellen. Als er 1996 erstmals die Gelegenheit bekam, "King Kong" für Universal neu zu verfilmen, war die geplante Umsetzung jedoch stilistisch ganz anders: eine abenteuerlastige Hommage an klassische Hollywood-Filme wie "Indiana Jones". Doch das damalige Projekt scheiterte an Marktunsicherheiten und wurde auf Eis gelegt - zugunsten von "Der Herr der Ringe".
Nach dem globalen Erfolg der Trilogie kam Universal wieder auf Jackson zu - und diesmal konnte er "King Kong" so umsetzen, wie er es sich immer gewünscht hatte: als dramatisch-emotionale Rückkehr zur Essenz des Originals. Dabei griff er bewusst auf das Setting der 1930er-Jahre zurück - ein entscheidender Unterschied etwa zum Remake von 1976, das die Geschichte in die Gegenwart holte.
Im Gegensatz zu Merian C. Cooper, der die Weltwirtschaftskrise weitgehend im Original von 1933 ausklammerte, lässt Jackson New York als Stadt der Kontraste erlebbar werden - inklusive Glanz, Armut und Suppenküchen. Jackson nutzt die Kulisse nicht nur als zeitlichen Rahmen, sondern als erzählerisches Fundament.
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Das perfekte Remake? Entscheide selbst!
Ein Werk, das dem Original treu bleibt - und es dennoch übertrifft
Inhaltlich orientiert sich Jackson deutlich stärker an der Originalfassung von 1933 als andere Remakes. Der Plot - ein Filmemacher nimmt eine junge Frau mit auf eine Expedition, entdeckt Skull Island und somit den Riesenaffen King Kong - bleibt weitgehend erhalten. Doch Jackson nutzt moderne Erzähltechniken und zeitgemäße filmische Mittel, um altbekannte Szenen aus neuer Perspektive zu erzählen.
Das wohl bekannteste Beispiel: der Showdown auf dem Empire State Building. Anstatt den heroischen Blickwinkel der Flugzeugpiloten einzunehmen, lässt Jackson das Geschehen aus Sicht von Kong und Ann Darrow erleben. Der Fokus liegt auf Verlust, Schmerz und Tragik - ein Perspektivwechsel, der aus ikonischer Action eine emotionale Wucht entfacht.
Auch andere zentrale Elemente des Originals hat Jackson vertieft: Die Figur des Carl Denham (Jack Black) ist nicht nur ein Abenteurer. Er ist ein getriebener Regisseur, der sich selbst als Retter des Mysteriums inszeniert, dabei aber auch Mitverantwortung für Tod und Zerstörung trägt. Das Filmemachen selbst wird zum Symbol für Größen- und Kontrollwahn. Diese zusätzliche Ebene - die Auseinandersetzung mit dem Kino selbst - gehört zu den wichtigsten Neuerungen im Vergleich zu früheren Versionen.
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Gefühl statt Gimmick: Warum "King Kong" Maßstäbe setzt
Technisch schöpft "King Kong", entstanden 2005, die Möglichkeiten seiner Zeit voll aus - und hebt sich dabei nicht nur von früheren Versionen ab, sondern auch von vielen anderen Remakes. Der maßgebliche Grund: Andy Serkis Performance als Kong. Schon mit Gollum hatte Serkis die Möglichkeiten der Motion-Capture-Technologie ausgelotet, doch mit Kong schuf er eine Figur, die nicht nur glaubhaft agiert, sondern auch emotional berührt. Jacksons Kong ist kein Monster, sondern ein fühlendes Wesen - melancholisch, einsam, sehnsuchtsvoll.
Die Beziehung zwischen Ann und Kong ist bei Jackson nicht bloß eine Variation der "Schöne und das Biest"-Thematik, sondern eine echte Bindung zweier Außenseiter. Und genau diese emotionale Glaubwürdigkeit unterscheidet Jacksons Version von dem früheren Remake aus dem Jahr 1976, in dem Kong weit weniger präsent ist und die Beziehung zwischen Mensch und Tier oberflächlicher bleibt. Der 2005er-Kong hingegen ist das emotionale Zentrum des Films: nicht als Attraktion, sondern als tragischer Held.
Besser als das Original? Das macht "King Kong" alles richtig
Der Film erfüllt nahezu alle Kriterien eines gelungenen Remakes, bleibt der Originalvorlage in Struktur und Thema treu, modernisiert Form, Figuren und Erzählweise und nutzt neue filmische Mittel zur Vertiefung emotionaler Inhalte. Gleichzeitig reflektiert er über die Geschichte des Kinos und des Originals selbst.
Was "King Kong" nicht ist: eine Eins-zu-eins-Kopie. Vielmehr ist der Blockbuster eine Rückführung auf den Kern der Erzählung - angereichert mit neuen Facetten, erweitert durch Jacksons markante Regie-Handschrift. Der Film steht also weder im Schatten seines Vorbilds noch im Widerspruch dazu - er ist dessen zeitgemäße, reflektierte Weiterentwicklung.
Persönliches Kino auf Blockbuster-Niveau kann also funktionieren - und genau deshalb gilt Peter Jacksons Version auch 20 Jahre nach ihrer Entstehung als Maßstab für moderne Neuverfilmungen.
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