Neuer Roman des Altmeisters
Stephen King stoppt seine Horror-Reihe: Darum ist "Kein Zurück" anders als der Rest
Aktualisiert:
von Lars-Ole GrapStephen King hat einen Thriller geschrieben: Mit "Kein Zurück" zeigt er, dass echte Spannung auch ohne Geister funktioniert.
Bild: picture alliance/AP Images | Mark Lennihan
In "Kein Zurück" wirft Stephen King einen gnadenlosen Blick auf unsere Gegenwart - dorthin, wo Moral kippt, Wahrheit verhandelbar wird und die Angst längst Realität ist. Düster, psychologisch präzise und voller Sogkraft: ein Thriller, der dich packt und nicht mehr loslässt.
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"Kein Zurück": Gesellschaftskritik inszeniert von Horror-Ikone Stephen King
Gleich zu Beginn des Romans sitzt die brillante, aber schwer gezeichnete Privatermittlerin Holly Gibney - Fans von Kings werken bereits bestens bekannt - mit Detective Izzy Jaynes beim Essen. Zwei Frauen, zwei Kämpferinnen, die sich gegenseitig respektieren - eine seltene Chemie in einem Genre voller misstrauischer Cops und einsamer Ermittler. Doch das Treffen ist nur die Ruhe vor dem Sturm.
Ein rätselhafter Absender schreibt der Polizei von Buckeye City, er werde "13 Unschuldige und einen Schuldigen" umbringen - als Rache für einen zu Unrecht Verurteilten, der im Gefängnis getötet wurde. "Klingt das für dich logisch? Für mich schon - und das reicht", heißt es in der Nachricht. Irrational? Vielleicht. Aber beunruhigend vertraut - denn diese radikale Verdrehung von Wahrheit ist längst kein Einzelfall mehr.
Wenig später beginnt das Töten. Schnell. Unerwartet. Kalt. Die Morde schlagen ein wie Blitze - und machen klar, wie schutzlos wir wirklich sind. Auch der Killer trägt Narben aus der Vergangenheit: Eine tote, missbrauchende Mutter - und eine Stimme im Kopf, die nicht verstummt.
Doch nicht nur der Serienmörder kämpft gegen die Schatten seiner Vergangenheit und die heutige Realität. Kate McKay, eine polarisierende Frauenrechtlerin, die auf ihrer Mission, ihre Wahrheit zu verbreiten zeitgleich quer durchs Land reist, sieht sich mit einer Welle aus Hass, Gewalt und medialer Zerrissenheit konfrontiert. Nach mehreren gewalttätigen Zwischenfällen braucht die prominente Feministin dringend einen neuen Bodyguard für die letzten Stationen ihrer ausverkauften Lesereise. Denn im Dunkel lauert jemand: Ein unsichtbarer Schatten, ein eiskalter Jäger, der jede ihrer Bewegungen beobachtet und nur darauf wartet, zuzuschlagen.
Sie entscheidet sich ausgerechnet für Holly Gibney - eine Ermittlerin mit null Erfahrung im Personenschutz, die auf den ersten Blick eher zerbrechlich als schlagkräftig wirkt. Doch für Kate zählt etwas anderes: "Du bist die Richtige", sagt sie. Sie braucht Holly. Auch wenn Holly selbst daran zweifelt.
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Zwischen Wahnsinn und Wahrheit: Was Kings "Kein Zurück" besonders macht
Stephen King beweist einmal mehr, warum er der Architekt unserer Albträume ist. "Kein Zurück" ist kein Buch, es ist ein Drahtseilakt über einem Abgrund aus Paranoia.
Kein Spuk, kein Hokuspokus - nur der leise, kalte Wahnsinn des Alltags. Eine anonyme Drohung. Ein falsch gedeuteter Blick. Ein Verdacht, der mit Blut bezahlt wird. King gräbt tief - nicht im Jenseits, sondern in uns. In unseren Ängsten, unserer Wut, unserer Sehnsucht nach Ordnung in einer Welt, die längst brennt.
Was als Krimi beginnt, wird zum psychologischen Schleudergang. Jede Figur ein Pulverfass, jeder Dialog ein Tanz auf Messers Schneide. Und während sich das Netz enger zieht, bleibt nur eine Frage: Wie viel Dunkelheit erträgt ein Mensch, bevor er zerbricht?
Stephen King in Bestform - düster, direkt, brillant
Mit "Kein Zurück" zeigt Stephen King auch, dass er längst mehr ist als nur der Meister des Übernatürlichen - er ist ein Virtuose des psychologischen Terrors. Der Stil: schnörkellos, pointiert, bildgewaltig. Kurze Kapitel treiben die Handlung voran wie ein fiebriger Puls, ohne dabei Tiefe oder Atmosphäre zu opfern. King konstruiert Spannung nicht nur aus äußeren Bedrohungen, sondern aus dem Innersten seiner Figuren - ihren Ängsten, Wunden und düsteren Gedanken. Seine Charaktere leben, atmen, scheitern. Und gerade das macht sie so fesselnd.
Der neue Thriller weckt dabei Erinnerungen an frühere Werke wie "Mr. Mercedes", "The Outsider" oder "Holly" - doch diesmal verzichtet King völlig auf das Übernatürliche. Keine Schattenwesen, keine dunkle Magie - nur der Mensch und das, was er zu tun bereit ist, wenn er sich im Recht wähnt. Der Roman ist ein kompromissloser Thriller, tief verankert in der Realität, mit der psychologischen Wucht eines Kammerspiels und der düsteren Energie eines modernen Noir.
Wenn du lieber in menschliche Abgründe blickst, als Geister zu jagen, wenn du Holly Gibney schon kennst - oder neugierig bist, wer diese faszinierende Frau eigentlich ist - dann ist der Thriller genau das richtige Buch für dich. Du suchst Thriller, die nicht nach "Schema F" ablaufen, sondern dich wirklich fordern? Dann hast du dein nächsten Roman gefunden. Aber Vorsicht: Mit jeder Seite verlierst du ein Stück trügerischer Sicherheit. Stephen King hat sich mit "Kein Zurück" neu erfunden - ohne sich selbst untreu zu werden. Kein Spuk. Kein Hokuspokus. Nur ein eiskalter Spiegel der Gesellschaft.
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