"Entführen für Anfänger": Andrea Sawatzki und Christian Berkel glänzen in Kidnapping-Komödie

Seit einiger Zeit schafft es das Traumpaar des deutschen Films, seine private Harmonie in filmische Energie zu verwandeln - und das in immer wieder neuen Rollen. Nach dem Rosenkrieg in "Scheidung für Anfänger" (2018) und dem Elternwettkampf in "Sportabzeichen für Anfänger" (2021) stürzten sich die beiden 2024 abermals ins Chaos: Im Film "Entführen für Anfänger", den das Erste nun wiederholt, brillieren sie erneut als Duo.

Bizarre Partnerschaft

Was als kalkulierte Rache beginnt, verwandelt sich in der Komödie unter Regie von Hans Hofer in eine bizarre Partnerschaft: Der akribische Buchhalter Adam Lansky (Berkel) wird nach fast vier Jahrzehnten im Betrieb durch Künstliche Intelligenz ersetzt. Sein arroganter Chef, der Beauty-Chirurg Rob Moser (grandios: Fritz Karl), sieht das als Fortschritt. "Jetzt übernimmt die KI nahtlos die gesamte Buchhaltung", sagt er zynisch. Adam sieht rot - und entführt kurzerhand Mosers Ehefrau Evelyn (Sawatzki), ein schillerndes Society-Gesicht mit großem Ego und scharfer Zunge.

Doch Evelyn spielt nicht die Rolle, die Adam für sie vorgesehen hat. Statt in Panik zu verfallen, kontert sie mit Trotz und Widerstand. "Ich habe keine Angst!", schleudert sie ihm entgegen: "Amateur!" Ihre Entführung wird zum Eigentor - auch, weil ihr Gatte sie offenbar gar nicht zurückhaben will. Moser hat sie längst durch ein junges Model ersetzt: in der Klinik, im Privatleben, im PR-Kalkül. Jetzt ist auch Evelyn auf Rache aus - also verbündet sie sich mit dem Mann, der sie gefangen hält.

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Alle Register der Krimikomödie

Das Drehbuch von Christian Jeltsch treibt die Handlung mit hohem Tempo durch alle Register der Krimikomödie: Verwechslung, Slapstick, Rache, ein Hauch Heist-Movie. Während Adam anfangs zögert, übernimmt Evelyn beherzt das Kommando. Gemeinsam zielen sie auf Mosers Offshore-Konten und basteln dafür an einem Plan, der von Kostümwechseln bis Einbruchsversuchen alles mitbringt, was das Genre hergibt. Dass dabei vieles schiefgeht, ist Programm - und sehr unterhaltsam. Dafür sorgen viele absurde Momente und pointierte Dialoge à la: "Was soll die Scheiße?" - "Ich bring mich um." - "Okay, bringen Sie sich um." - "So kann ich das jetzt nicht mehr."

Berkel gibt den spröden Zahlenmensch, Sawatzki die gefallene Glamour-Queen mit Rachelust. Die Rollen sind auf sie zugeschnitten - und es macht Spaß, dem Duo beim Scheitern und Zusammenraufen zuzusehen. Hinzu kommt die zugespitzte, doch durchaus relevante Kritik an der Schönheitsindustrie.

Auch im dritten Teil der "Für Anfänger"-Reihe spielen sich Sawatzki und Berkel die Bälle herrlich zu. Kein Wunder also, dass der vierte gemeinsame Film schon in den Startlöchern steht: In der Komödie "Berühmt sein für Anfänger", die schon beim Filmfest München lief, spielt Berkel einen erfolgreichen Liebesroman-Autor, der unter weiblichem Pseudonym schreibt. Für eine Preisverleihung muss eine Taxifahrerin (Sawatzki) den Part der erfundenen Autorin übernehmen - mit allen Komplikationen. Eine ARD-Ausstrahlung steht noch nicht fest.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.