Soldat auf Abruf
Reservisten der Bundeswehr im "Galileo"-Talk: Diese Aufgaben übernehmen sie im Ernstfall
Aktualisiert:
von Claudia FrickelAuf Joyn ansehen
10 Fragen an einen Reservisten
Videoclip • 10:38 Min • Ab 12
Wenn Deutschland angegriffen wird, verteidigen Bundeswehr-Soldat:innen das Land - und Reservist:innen. Zu denen gehören auch Ungediente. Warum entscheidet sich jemand dafür? Bei "Galileo" beantwortet Reservist Daniel zehn Fragen zu seinem potenziell gefährlichen Dienst.
Milliarden fließen in die Verteidigung, doch der Zustand bleibt alarmierend: Die Bundeswehr kämpft weiterhin mit kaputter Technik, Personalmangel und maroden Kasernen. Der Wehrbericht 2024 zieht eine ernüchternde Bilanz - die Truppe ist aktuell weit davon entfernt, voll einsatzfähig zu sein.
Während die Reformen stocken, verschärft sich die weltpolitische Lage rasant. Russland agiert zunehmend offensiv, und auf die USA als Schutzmacht Europas ist kein Verlass mehr. Wie gut ist Deutschland wirklich vorbereitet? Und was passiert, wenn der Ernstfall eintritt?
Diesen Fragen stellt sich Journalistin Linda Zervakis in ihrer Reportage "Under Attack - Wer Deutschland bedroht und wie wir uns wehren". Über Monate begleitet sie Soldatinnen und Soldaten im Dienst, besucht Krisenregionen und spricht mit Expertinnen und Experten über die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes.
Ein Blick hinter die Kulissen deutscher Sicherheitspolitik - am 27. Oktober um 20:15 Uhr auf ProSieben und Joyn.
Wie aus einem Kriegsdienstverweigerer ein Reservist wird
"Natürlich" würde er auf jemanden schießen, wenn es zum Ernstfall kommen würde, sagt Daniel Gay in der "Galileo"-Rubrik "10 Fragen an".
"Das ist ja meine Aufgabe als Soldat, damit muss ich klarkommen." In einem solchen Augenblick dürfe er sich darum keine Gedanken machen. Dann gehe es für ihn um die Frage "Wir oder sie?".
Daniel ist Reservist: Im Ernstfall könnte die Bundeswehr ihn einziehen, auch wenn er als Zivilist der Truppe nicht aktiv angehört.
Dass der dreifache Familienvater sich dazu entschieden hat, Soldat auf Abruf zu sein, ist erstaunlich: Als junger Mann hatte er den Wehrdienst verweigert. Doch der Ukraine-Krieg brachte ihn zum Umdenken. Die Bilder der Kriegsverbrechen schockierten ihn.
"Das war der Moment, als ich gedacht habe: Wir müssen etwas tun", sagt er. Ihm ist es wichtig, sich für freiheitlich-demokratische Werte einzusetzen. Und er will, dass seine Kinder in einem solchen Deutschland aufwachsen.
Darum schlüpft er regelmäßig in die Uniform und nimmt an Manövern und Übungen teil. Aber was sind Reservist:innen eigentlich genau?
Reservist:innen der Bundeswehr müssen genau wie andere Soldat:innen an Manövern und Übungen teilnehmen.
Bild: picture alliance/dpa | Christophe Gateau
Was sind Reservist:innen und welche Aufgaben haben sie?
Die Bundeswehr ist derzeit über 260.000 Personen stark (Stand: 31. August 2025). Davon sind 182.357 in Uniform und 81.073 im zivilen Bereich tätig. Zu den aktiven Soldat:innen zählen Berufs- und Zeitsoldat:innen sowie freiwillig Wehrdienstleistende.
Im Ernstfall sind sie aber nicht die Einzigen, die einberufen werden, um das Land zu schützen und zu verteidigen. Auch Reservist:innen müssen dann antreten.
Das sind ehemalige oder freiwillige Soldat:innen, die als Reserve dienen - und auf Abruf bleiben, bis sie gebraucht werden. Es gibt zwei Arten von Reservist:innen:
"Normale" Reservist:innen haben früher bei der Bundeswehr gedient, zum Beispiel als (freiwillige) Wehrdienstleistende. Sie absolvierten eine militärische Grundausbildung.
Ungediente Reservist:innen sind Menschen ohne militärische Vorerfahrung. Diese Zivilist:innen können sich in knapp 20 Tagen zu Reservist:innen ausbilden lassen. Anschließend setzen sie ihr Training in einer sogenannten Heimatschutz-Kompanie fort. Mindestens zwei Wochen pro Jahr sollen die Ungedienten dafür jedes Jahr aufbringen.
Rund 34.000 aktive Reservist:innen gibt es in Deutschland. In den kommenden Jahren will der Bund ihre Zahl auf 60.000 erhöhen, langfristig sogar auf 100.000. Damit das klappt, setzt der Bund auch auf Ungediente.
Dafür startete die Bundeswehr 2020 ein Pilotprojekt. 2022 meldeten sich 200 Teilnehmer:innen. Doch seit dem Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 steigt die Zahl der Interessent:innen. Für 2025 standen rund 500 Ausbildungsplätze für Ungediente zur Verfügung, 2026 soll die Anzahl verdoppelt werden.
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So sieht der Trainings-Alltag der Reservist:innen aus
Reservist:innen sind angehalten, regelmäßig zu trainieren. Einmal im Monat trifft sich Daniel darum mit anderen Ungedienten und Ex-Soldat:innen.
Dann schrauben sie zum Beispiel Drohnen zusammen und setzen Wärmebildkameras ein. Die Reservist:innen entwickeln sogar eigene Modelle oder bauen vorhandene Geräte um. Sie wollen ihr technisches Wissen in den Dienst der Truppe stellen.
Darüber hinaus üben sie bei Manövern unter freiem Himmel. Dann versuchen sie etwa, mithilfe der Fluggeräte vermeintliche Gegner:innen im Wald aufzuspüren.
Wieso die Reservist:innen mehr mit Drohnen zu tun haben als die aktiven Soldat:innen, ob Daniel Angst hat, dass aus den Übungen mal Realität wird, und ob er manchmal Zweifel an seiner Entscheidung hat, siehst du oben im Clip.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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