Politik wird zum Lifestyle

Was steckt hinter MAGA? "Galileo" geht der Trump-Bewegung auf den Grund

Aktualisiert:

von Julia W.

Laut, radikal, perfekt inszeniert. Donald Trumps MAGA-Bewegung zieht Millionen Amerikaner:innen in ihren Bann. Dahinter steckt ein Millionengeschäft. Was ist ihr Erfolgsgeheimnis? Folge 2 der "Galileo"-Doku "Das Regime" zeigt, wie tief der Einfluss ins Leben der Fans reicht und welch skurrilen Züge sie annimmt.

Tampa, Florida. 15.000 junge Menschen jubeln, schreien und schwenken Fahnen. Was wie ein Rockkonzert wirkt, ist in Wahrheit die jährliche Versammlung des Nachwuchses der "Make America Great Again"-Bewegung – kurz MAGA.

Junge Konservative reisen aus allen Teilen der USA an, um sich zu feiern und um ihren Helden Donald Trump und seinen Getreuen die Stange zu halten. Was zieht diese jungen Menschen an? Im zweiten Teil der Reportage-Reihe "Das Regime" geht das Team von "Galileo" dem Erfolg der MAGA-Bewegung auf den Grund und lässt Anhänger:innen, Profiteure und Aussteiger:innen zu Wort kommen.

MAGA: Vom Slogan zur Massenbewegung

Angefangen hat alles 2016, als Donald Trump mit dem markanten Satz "Make America Great Again" die Präsidentschaftswahl gewann. Was als einfacher Slogan auf einem roten Käppi begann, wurde zum Grundstein einer Massenbewegung, die Millionen Anhänger:innen mobilisierte – politisch, ideologisch und finanziell.

Auch nach Trumps Niederlage 2020 blieb MAGA bestehen. Während radikale Teile den Sturm auf das Kapitol anführten, formierte sich die Bewegung neu: aggressiver, radikaler – und digitaler. Podcasts, Tiktok- und YouTube-Kanäle wurden zu ihrem Sprachrohr. Figuren wie Steve Bannon verbreiten dort täglich Botschaften an ein Millionen-Publikum.

Auch diese "Galileo"-Themen könnten dich interessieren:

JD Vance: Vom Hillybilly zum nächsten US-Präsidenten?

Ex-Mitarbeiterin von Donald Trump packt in "Galileo" aus

"Galileo" erkundet die Wall Street: 7 interessante Fakten

Rückkehr in die 50er-Jahre?

Charlie Kirk, Gründer der Jugendorganisation "Turning Point", galt als Shootingstar der Szene. Am 10. September 2025 kam er bei einem Attentat ums Leben. In Tampa verkündete er damals: "Ich will in einem Land leben, in dem, wenn eine Frau nicht arbeiten will, sie es auch nicht muss."

Die MAGA-Bewegung stützt sich auf drei zentrale Glaubenssätze:

  1. Migration stoppen: Einwanderung wird pauschal als Bedrohung angesehen.

  2. America First: aAßenpolitische Allianzen sind zweitrangig, die USA sollen sich um ihre eigenen Interessen kümmern.

  3. "Deep State" bekämpfen: Die Verschwörungs-Theorie von einem geheimen Machtapparat, der angeblich von den Demokraten kontrolliert wird.

Obwohl MAGA von einem Amerika der 50er-Jahre träumt - konservativ, patriarchal und weiß - verfängt die Botschaft bei der Generation Z. Journalistin Tina Nguyen, die jahrelang in der Szene recherchierte, erklärt: "Die Frauen hier sind perfekt geschminkt, die Haare sitzen makellos. Das sind Influencerinnen! Kein Wunder, dass andere junge Leute solchen Vorbildern folgen."

Keine Informationsblase in den USA ist so abgeschottet wie die von MAGA.

Rich Logis, MAGA-Aussteiger

Die MAGA-Medienblase

MAGA nutzt die neuen Medien, aber auch alte wie den Sender "Fox News" geschickt für ihre Zwecke. Dass die Strategie verfängt, zeigt auch das Beispiel von Rich Logis. Der IT-Unternehmer war einst treuer Trump-Anhänger. Er gründete eine eigene MAGA-Bewegung in Florida, startete einen Podcast, hielt Reden auf Veranstaltungen – bis ihn der Sturm auf das Kapitol 2022 zum Umdenken brachte. Heute hilft er mit seiner Organisation "Leaving MAGA" anderen, den Ausstieg zu schaffen.

"Mein ganzes Leben, meine Identität, mein ganzes Sein – alles war komplett mit MAGA verwoben", erzählt er. Früher verglich er die Demokratische Partei mit den Nationalsozialisten und war überzeugt davon. Heute sagt er: "Das war Ignoranz."

Dass er so tief in diese Welt hineinrutschte, lag vor allem an der MAGA-Medienblase. Sie ist nach innen geschlossen – abweichende Fakten und Sichtweisen finden nicht statt. "Als ich selbst in MAGA war, habe ich nur rechte Medien konsumiert – nichts anderes", sagt Rich. "Keine Informationsblase in den USA ist so abgeschottet wie die von MAGA."

MAGA: ein Millionengeschäft

Über 50 Prozent aller Republikaner:innen  - rund 40 Millionen Menschen  - bekennen sich zu MAGA. Doch die Bewegung ist nicht nur ein politisches Instrument: Die Loyalität der Fans lässt sich in barer Münze messen - MAGA ist ein Millionengeschäft.

Merchandising-Händler wie Ronald Solomon machen an einem Wochenende wie in Tampa bis zu 15.000 Dollar Umsatz pro Tag mit Kappen, Shirts und Flaggen. "Ich bin überzeugt, dass Trump 2016 ohne all die Leute mit den roten Käppis die Wahl nicht gewonnen hätte", sagt er. Auch Trump selbst mischt im Geschäft mit, verkauft Bibeln, goldene Turnschuhe und sogar den Zugang zu persönlichen Treffen – für Investoren, die Millionen in seine Kryptowährung stecken.

Der perfekte MAGA-Lifestyle reicht jedoch weit über rote Käppis und T-Shirts hinaus – und nimmt teils skurrile Züge an. In seiner Praxis in New York empfängt Schönheitschirurg Dr. Derrick Antell Kund:innen, die nach Schönheitsidealen aus Trumps Umfeld fragen. Was es mit dem "Mar-a-Lago"-Look auf sich hat und welche Spuren MAGA in Politik und Gesellschaft noch hinterlässt, das erfährst du in im Video oben.


Du möchtest mehr Einblicke in die US-Politik?


Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

Mehr entdecken

Was steckt hinter MAGA? "Galileo" auf den Spuren der Trump-Bewegung