Ex-Nationalspieler bei "Die 100 - was Deutschland bewegt"

"Es ist grausam!" Jimmy Hartwig enthüllt im TV unter Tränen sein Rassismus-Trauma

Veröffentlicht:

von C3 Newsroom

Jimmy Hartwig, ehemaliger Fußball-Nationalspieler, musste in seiner Kindheit und während seiner Karriere einiges ertragen.

Bild: Sven Hoppe/dpa


Er war ein Star auf dem Rasen - und doch war sein Leben geprägt von Rassismus. In "Die 100 - was Deutschland bewegt" erzählte Ex-Fußballnationalspieler Jimmy Hartwig von Verletzungen, die ihn bis heute schmerzen. Vor laufender Kamera kämpfte der 71-Jährige mit den Tränen.

Auf dem Fußballrasen wurde er gefeiert. Abseits davon musste Ex-Fußballnationalspieler Jimmy Hartwig viel einstecken. Der Grund? Seine Hautfarbe. Diese rassistischen Beleidigungen prägen ihn bis heute. Wie sehr, war in der ARD-Sendung "Die 100 - was Deutschland bewegt" zu spüren und zu sehen: Als er davon erzählte, kämpfte der 71-Jährige sichtlich berührt mit den Tränen.


Jimmy Hartwigs Erfahrungen mit Rassismus im NDR Livestream


Dirigent von "Deutschlands dümmstem Chor"

"Ist Deutschland zu 'woke'?" Mit dieser Thematik beschäftigen sich die Anwesenden in der Sendung. Als Metapher für das, was er erleiden musste, brachte der Ex-Nationalspieler einen Dirigentenstab mit - für ihn das Symbol jener Zeit, als er "den dümmsten Chor der Welt" dirigiert habe. Gemeint waren die rassistischen Schmähungen in und um das Fußballfeld.

Bleibendes Erlebnis

Besonders eine Szene habe sich ihm für immer eingebrannt: Beim 4:3-Sieg seines damaligen Vereins Hamburger SV gegen den FC Bayern München vor 43 Jahren hätten ihm die Fans das N-Wort zugerufen, erzählte er mit Tränen in den Augen. "Es ist grausam, wenn ein Mensch, nur weil er ein bisschen anderes aussieht, beleidigt wird."

Rassismus nicht nur im Stadion

Auch außerhalb des Fußballstadions musste er aufgrund seiner Hautfarbe Furchtbares erleben, schon als Kind. Zwar hätte ihn seine Mutter unterstützt. Sein Großvater jedoch sei ein "bekennender verfluchter Nazi" gewesen, der ihn immer und immer wieder schlug. "Mit meinen 71 Jahren merke ich die Schläge, die ich mein ganzes Leben bekommen habe", schilderte Jimmy Hartwig das Trauma, das ihn seither begleitet.


Du bist HSV-Fan? Dann hier lang:


Verbale Verteidigung

Besonders bitter für ihn: Keiner habe versucht, sich in seine Lage zu versetzen oder ihn zu verstehen. Es wurde zwar wahrgenommen, dass er eine "große Klappe" hätte. Aber das sei gewesen, um sich verbal zu verteidigen. Und zwar: "Nicht mit Gewalt, weil Gewalt  bringt nichts."

Bis heute hat sich laut Jimmy Hartwigs Erfahrungen beim Thema Rassismus in Deutschland wenig verändert. Erst kürzlich habe er bei einem HSV-Spiel erneut rassistische Sprüche gehört und sich gefragt: "Was ist das für ein Idiot?" Deshalb richtete er einen Appell an die Anwesenden im Studio: "Das Wichtigste ist Respekt und auf Augenhöhe mit seinem Mitmenschen so umzugehen, wie er es verdient. Das ist Weihnachten."

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

Mehr entdecken