Auftragskiller mal anders
Neue Serie auf Joyn: Was hebt "Mr Inbetween" von anderen Krimis ab?
Aktualisiert:
von Anne O."Ungewöhnlich anders": Die australisch-US-amerikanische Krimi-Produktion verspricht jede Menge schwarzen Humor.
Bild: © 2018 FX Networks, LLC. All rights reserved.
"Mr Inbetween" ist auf vielen Ebenen außergewöhnlich. Der Aussie-Hitman, um den sich alles dreht, passt nämlich in keine Schublade. Hier liest du, warum sich die australische Krimi-Serie auf jeden Fall lohnt – und was Crime-Fans so bisher noch nicht gesehen haben.
Krimi, Drama und Action in einem
One-Man-Show in jeder Hinsicht
Im Fokus der Serie steht Ray Shoesmith (gespielt von Scott Ryan). Er ist ein abgeklärter Auftragsmörder und versucht so gut wie möglich die verschiedenen Rollen zu jonglieren, die das Leben ihm auftischt: Vater seiner achtjährigen Tochter Brittany, Ex-Mann von Brittanys Mutter, Partner seiner neuen Freundin Ally und Unterstützer für seinen kranken Bruder. Eine ganz besondere Challenge ist für ihn dabei, seinen harten Job mit den Werten eines fürsorglichen Vaters in Einklang bringen.
Mit der Rolle des Multi-Taskers kennt sich die Hauptfigur übrigens auch privat aus. Der Australier Scott Ryan ist nämlich das kreative Mastermind hinter der sehr besonderen Krimi-Serie. Er spielt die Hauptrolle und schrieb die Drehbücher. Noch dazu basiert "Mr Inbetween" auf dem Crime-Comedy-Drama "The Magician" aus dem Jahr 2005. Wer darin die Hauptrolle gespielt hat? Ebenfalls Scott Ryan. Drehbuch und Regie? Ja, auch das war er. Und die Idee für "Mr Inbetween" kam on top auch noch von ihm.
Schaue dir hier direkt die erste Folge an
Was macht "Mr Inbetween" so besonders?
Die Serie gibt in kurzen, episodischen Geschichten (nur etwa 25 Minuten pro Folge) Einblicke in Rays Leben. Jede Episode zeigt, wie er versucht, seine beiden Welten – das normale Familienleben und sein kriminelles Berufsleben – in Einklang zu bringen. Er ist also der Mann "dazwischen" (engl. "inbetween"), in Mitten der beiden Welten, die sein Leben bestimmen: Der zarte Ray versus der harte Ray. Er kuschelt mit seinem Hund und rettet einen Marienkäfer vorm Ertrinken in der Dusche, ist aber gleichzeitig im Stande, Ganoven zu foltern oder einen Schuldner kaltblütig in die Tiefe zu stoßen.
"Mr Inbetween" wechselt also extrem schnell und überzeugend zwischen trockenem, schwarzem Humor und Momenten skrupelloser Gewalt oder echter menschlicher Wärme. Diese Mischung ist es, die die Serie so besonders macht. "Die Nuance zwischen Düsterheit und Humor stimmt und gleitet nie ins Lächerliche oder Übertriebene ab" lobt etwa das Portal "Quotenmeter". Allgemein erhielt die Serie viel Kritikerlob für das Drehbuch, die Regie und die schauspielerischen Leistungen. Hauptdarsteller Scott Ryan wurde mehrfach mit dem Australian Academy of Cinema and Television Arts Award als bester Hauptdarsteller in einer Fernseh-Dramaserie ausgezeichnet.
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Wer gehört zur Crew?
Scott Ryan spielt den zwiespältigen Kriminellen Ray Shoesmith. Trotz seiner gewalttätigen Arbeit ist er oft überraschend sympathisch und fürsorglich, insbesondere gegenüber seiner Tochter Brittany. Justin Rosniak schlüpft in die Rolle von Gary, Rays bestem Freund und Partner in Crime. Gary ist derjenige, dem Ray am meisten vertraut. Er dient ihm oft als moralischer Kompass und ist im Gegensatz zu ihm eher extrovertiert.
Chika Yasumura verkörpert Rays Tochter Brittany (8). Die Vater-Tochter-Beziehung ist ein zentraler Aspekt der Serie. Brittany wird im Laufe der drei Staffeln neugieriger und fängt an, die Wahrheit über das geheime Leben ihres Vaters zu ahnen. Während sie älter wird, möchte sie von ihrem Vater mehr Transparenz, hadert aber selbst damit, ehrlich zu sein, da sie beispielsweise ihren Freund vor ihm versteckt.
Brooke Satchwell spielt die Rettungssanitäterin Ally. Ray lernt sie zu Beginn der ersten Staffel kennen. Sie ist warmherzig, lustig und zwingt Ray dazu, sich mit der Diskrepanz zwischen seinem Privatleben und seinem gewalttätigen Job auseinanderzusetzen.
Natalie Tran tritt als Jacinta, Rays Ex-Frau und Mutter der gemeinsamen Tochter Brittany auf. Sie ist im Hintergrund immer wieder präsent, wenn es um Erziehungsfragen oder das Sorgerecht geht. Diese Gespräche führen ständig zu Spannungen. Jacinta hat mittlerweile einen neuen Partner und hat sich von Ray distanziert. Damon Herriman gibt Freddy, den Besitzer eines Stripclubs und einen fiesen Kredithai. Er ist es meistens, der Ray oft für seine Jobs in der Unterwelt anheuert.
Wie hebt sich die Krimi-Serien von der Konkurrenz ab?
Viele Krimiserien basieren auf dem Prinzip eines sehr ungleichen Ermittler-Duos, wie zum Beispiel "Elementary", "Psych" oder "White Collar". Dann treffen professionelle Ermittler:innen auf unkonventionelle Partner:innen – oft mit Verbindungen ins Milieu – was die besondere Dynamik des Formats ausmacht. In "White Collar" arbeitet etwa ein FBI-Agent mit einem brillanten Meisterdieb und Fälscher zusammen, den er gefasst hat. In manchen Crime Serien werden die Fälle auch gleich von einem größeren ungleichen Team gelöst wie in "Tatort" und dem "Navy CIS"-Universum.
"Mr Inbetween" konzentriert sich auf eine Person: Ray Shoesmith. Der steht noch dazu nicht auf der guten Seite der Ermittler:innen. Mit ihm tauchen Zuschauer:innen in die Unterwelt ein. Das passiert so ähnlich auch in der Serie "Hannibal". Aber Dr. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) und Ray Shoesmith handeln aus komplett unterschiedlichen Motiven. Ray ist ein bodenständiger Typ, der nur aus pragmatischen Gründen gewalttätig wird – es ist Teil seines Jobs, und den führt er aus. Serienkiller Hannibal ist dagegen ein genialer Psychiater und Serienmörder mit kannibalistischen Neigungen. Seine Morde sind ästhetisch und philosophisch motiviert. Er tötet, weil er es als Kunstform betrachtet, um Menschen zu bestrafen, die er als vulgär oder unhöflich empfindet, oder einfach um seine intellektuelle Überlegenheit zu demonstrieren.
Der Anti-Antiheld
Im Gegensatz zu Serienmörder-Kollegen wie Tony Soprano ("Die Sopranos") oder Dexter Morgan (Dexter") wird Ray Shoesmith nicht als strahlender Held oder psychologisches Rätsel dargestellt, sondern wie ein einfacher, wortkarger Mann, der seine Arbeit erledigt. Übermäßig schlau oder charismatisch ist er nicht. Seine Taten werden brutal und unkompliziert dargestellt. Seine moralische Grauzone ist nicht das Ergebnis eines Traumas, sondern eine pragmatische Lebenseinstellung: Er wird gewalttätig, wenn es sein muss, aber im Grunde will er nur seine Ruhe haben und die Menschen schützen, die ihm wichtig sind.
Ein Auftragsmord ist auch nicht das Highlight einer Episode, sondern passiert eher schnell und nebenbei. "Mr Inbetween" unterscheidet sich also von den meisten anderen Krimiserien, indem sie die Konventionen des Genres bewusst bricht und sich auf das Menschliche, Alltägliche konzentriert, anstatt auf die kriminelle Handlung.
Crime in der Down-under-Edition
Im Gegensatz den meisten US-amerikanischen Crime-Formaten haben die Drehorte in Australien auch direkt ein ganz anderes Flair. Es handelt sich nicht um Hochglanz-Locations, sondern das raue, realistische Sydney der Arbeiterklasse. Man sieht Vororte, Stripclubs und einfache Kneipen. Ähnliches gilt für die Bösewichte. Gary oder Freddy sind nicht die typischen, furchteinflößenden Gangster aus Hollywood-Filmen, sondern wirken wie ganz normale Typen, die zufällig in kriminellen Aktivitäten verstrickt sind. Die Gewalt, wenn sie denn explizit gezeigt wird, ist oft schnell, unästhetisch und brutal realistisch – nicht choreografiert oder stilisiert.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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