"Mir fehlt das Herz!"

Diese harte Kritik üben die ESC-Legenden Guildo Horn und Nicole am aktuellen Wettbewerb

Aktualisiert:

von teleschau

Guildo Horn kann dem heutigen Eurovision Song Contest nur noch wenig abgewinnen.

Bild: 2014 Getty Images/Andreas Rentz


Nicole siegte 1982 als erste Deutsche beim "Eurovision Song Contest". 16 Jahre später erreichte Guildo Horn für Deutschland Platz sieben. Damit, wie sich der Wettbewerb jetzt präsentiert, können die beiden ESC-Legenden aber wenig anfangen.

"Das ist nicht mehr mein Wettbewerb." Das sagte Guildo Horn im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zur bevorstehenden 68. Ausgabe des "Eurovision Song Contest". Fast gleichzeitig kritisierte Nicole im Interview mit "Schlagerpuls": "Mir fehlt das Herz."

Beide deutschen ESC-Legenden verfolgen nach wie vor das ESC-Geschehen. Mit den aktuellen Entwicklungen der größten Musikshow der Welt haben sie durchaus ihre Probleme. Der Hauptkritikpunkt von beiden: die riesige, digitalisierte Show.

Guildo Horn: "Die Künstler werden erschlagen von diesen Video-Walls. Sie selbst sind nur noch ein winziger Teil der Inszenierung. Ich mag Musik am allerliebsten im 'Black Box'-Stil. Du hast eine Bühne, da ist nichts drauf. Und du hast einen Künstler. Der muss dich mit seiner Musik, seinem Können und seiner Seele erreichen. Und für alles andere gucke ich mir einen Videoclip an."

Ähnlich kritisch äußerte sich Nicole: "Jeder hat heutzutage ein anderes Bühnenbild. Der eine hat eine fahrbare Treppe, der andere hat ein Kleid, welches mit hochfährt. Dabei denke ich, dass das ein Lieder-Wettbewerb ist und kein Show-Wettbewerb. Wenn sie Awards verteilen für das beste Lichtdesign, dann muss ich sagen: 'Da bin ich raus'. Unsere Bühne war für alle gleich."

Die Inszenierung und ihre Regelungen liefern tatsächlich immer wieder Anlass zu Diskussionen, beispielsweise aktuell zum Einsatz von Auto-Tune beim deutschen Beitrag dieses Jahr.

Nicole und Guildo Horn schrieben ESC-Geschichte

Nicole, damals 17 Jahre alt, schrieb Musikgeschichte, als sie 1982 in Harrogate (England) mit "Ein bisschen Frieden" den ESC gewann. Von neun der anderen teilnehmenden 17 Länder bekam sie die begehrten "Twelve Points" und gewann mit 161 Punkten den Wettbewerb.

Guildo Horn rockte 1998 mit "Guildo hat euch lieb" den ESC in Birmingham (England). Das Lied hatte Stefan Raab geschrieben. Er nutzte das Pseudonym Alf Igel - als Anspielung auf den Komponisten Ralph Siegel, der 1982 Nicoles Siegersong verfasst hatte. Guildo bekam von drei Ländern zwölf Punkte und belegte mit 86 Zählern Rang sieben. Ein riesiger Erfolg, der damals für die deutschen Fans eine Zeit der ESC-Schlappen beendete: 1995 war Deutschland Letzter geworden, 1996 hatte man gar nicht teilnehmen dürfen, 1997 sprang unter 25 teilnehmenden Ländern nur Platz 18 heraus.


Guildo Horn über die Song-Qualität beim ESC: "Mir hat einfach nichts mehr richtig gefallen"

Was die beiden ESC-Ikonen am neuen Erscheinungsbild des Mega-Events noch stört: Die Songs geraten ob der gewaltigen Showeffekte in den Hintergrund. Guildo: "Mir hat einfach nichts mehr richtig gefallen. Ich bin Purist. Ich mag handgemachte Vintage-Musik mit guten Melodiebögen." Auch Nicole bemängelte die Song-Qualität: "Es wird alles immer schnelllebiger und digitalisiert." Weiter sagte sie:

Mir fehlt ein Lied, das mein Herz berührt. Das ist schon lange nicht mehr dabeigewesen. Es ist nur noch laut und schrill.

Nicole, Mai 2025

Nicole bleibt ESC-Fan: "Einmal infiziert, immer infiziert"

Nicole bemängelte zudem, wie die Show über die Jahre aufgeblasen wurde. Sie habe sich in den letzten Jahren immer wieder ertappt, dass "ich um halb zwei gähnend auf die Uhr schaue und denke: 'Wann ist es denn vorbei?'" Das liegt natürlich auch daran, dass heute mehr Länder mitmachen als damals. "Früher wusstest du um 23 Uhr, wer der Sieger ist. Das weißt du heute nicht mehr. Es sind ja auch immer mehr. Wir waren damals 18 Länder, jetzt sind es 28. Und es geht nur noch zu wie am Fließband."

Guildo wünscht den deutschen Vertretern, dem österreichischen Geschwisterpaar Abor & Tynna, aber trotzdem Glück: "Die beiden Interpreten finde ich toll, die haben eine super Ausstrahlung und kommen großartig rüber. Musikalisch ist es überhaupt nicht meine Baustelle. Aber ich drücke ihnen die Daumen."

Und auch Nicole wird sich des Zaubers des ESC nicht entziehen können, wie sie meinte: "Einmal infiziert, immer infiziert."

Mehr zum ESC: Alle wichtigen Informationen rund um den "Eurovision Song Contest" 2025 findest du hier gesammelt.

Mehr entdecken