Altbackene Witze?

Bullys Fortsetzung "Das Kanu des Manitu": Funktioniert der Kult-Humor heute noch?

Aktualisiert:

von Maximilian K.

Ein Vierteljahrhundert nach Teil eins sind Abahachi und Ranger (v.l.) immer noch exakt gleich drauf - im Guten wie im Schlechten.

Bild: © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn


Nach fast 25 Jahren läuft die Fortsetzung von "Der Schuh des Manitu" in den Kinos. Die Komödie von Michael "Bully" Herbig setzt auf den gleichen Kalauer-Humor mit zum Teil guten Anpassungen an die heutige Zeit - einige Spitzen gegenüber dem "soften" Zeitgeist gibt es aber dennoch.

Der von Michael "Bully" Herbig gespielte Abahachi sitzt zu Beginn von "Das Kanu des Manitu" in einer Höhle bei einer Wahrsagerin. Sie sagt ihm seine Zukunft voraus: Er werde mit einem "alten weißen Mann" unterwegs sein. Somit dauert es keine Minute, bis die lang erwartete Fortsetzung zum ersten Mal einen Witz mit Bezug auf das aktuelle Zeitgeschehen macht. Ist das "Kanu" also 90 Minuten lang voller Seitenhiebe dagegen, dass man "ja nichts mehr sagen darf"? Hier lässt sich zum Glück sagen: Nein. Im Gegenteil, der Film hält sich größtenteils zurück.

So arbeitet "Das Kanu des Manitu" die Witze des Vorgängers auf

2001 kam "Der Schuh des Manitu" als Parodie auf alte Karl-May-Verfilmungen ins Kino und wurde zu einem Riesenerfolg. 11,7 Millionen Kinozuschauer:innen in der Bundesrepublik ist bis heute der Topwert eines deutschen Filmes. Nicht ganz zu unrecht, denn auch heute noch bietet der Film neben seinem hochwertigen Look und den vielen liebevollen Anspielungen zahlreiche Lacher.

Gut gealtert ist davon nicht alles - gerade die Darstellung der Schoschonen und von Abahachis Bruder Winnetouch (ebenfalls "Bully" Herbig) sind unangenehm: Die "dummen" Ureinwohner und der stereotype Schwule machen den Film aus heutiger Sicht nicht kaputt, ein fader Beigeschmack bleibt dennoch.

Wie sieht es also fast 25 Jahre später aus? "Das Kanu des Manitu" setzt vor allem an diesen beiden Punkten an: Die amerikanischen Ureinwohner sind nicht mehr im Fokus und Winnetouch hat eine deutlich kleinere Rolle, in der er deutlich kompetenter als in Teil eins auftritt. Abahachi betont zudem mehrfach, dass er nicht mehr "Indianer" genannt werden will. Das hat in der Geschichte des Filmes tatsächlich eine andere Bedeutung, wird aber zunächst mehrfach so ausgespielt, als wäre die Hauptfigur selbst Teil der angeblichen "Humor-Polizei".


"Das Kanu des Manitu": seichte Nostalgie zum Schmunzeln

Ansonsten ist festzustellen: Die Fortsetzung wirkt so, als wäre kaum Zeit seit dem "Schuh" vergangen - abgesehen davon, dass alle sichtlich gealtert sind. Die Sets, Kostüme und popkulturellen Referenzen wirken wie im Jahr 2001, im Positiven wie im Negativen.

Abahachi und Ranger (Christian Tramitz) sind als Blutsbrüder immer noch im Wilden Westen unterwegs. Dann wird ihnen der Überfall auf einen Zug in die Schuhe geschoben. Der wurde von zwei Personen ausgeführt, die wie sie aussehen. Sherrif Kane (Friedrich Mücke) verhaftet sie - doch als ihnen der Galgen droht, werden sie von einer neuen Gangsterbande befreit. Sie sollen "den Boss" (Jessica Schwarz) und ihre Crew zum sagenumwobenen Kanu des Manitu bringen. Zur Rettung kommen der Grieche Dimitri (Rick Kavanian) und seine neue Bedienung Mary (Jasmin Schwiers).

Am Ende geht es aber vor allem wieder um eins: die Witze. Und die sind so nahe am Original angelegt, dass Fans des Originalfilms in Nostalgie schwelgen dürften. Große Sprünge nach vorn macht das "Kanu" aber nicht. Im Gegenteil, zwar gibt es viel zu schmunzeln, der erste Teil hatte aber deutlich besseres Timing bei seinen Gags. Die neuen Figuren bleiben bis auf Friedrich Mückes Sherrif und Merlin Sandmeyers (bekannt aus "Die Discounter") Banden-Komparsen eher blass. In seiner letzten Filmrolle ist Sky Du Mont zwar wieder als Santa Maria dabei, seine Präsenz fehlt aber im Großteil des Films.

Es scheint so, als wollte "Bully" mit dem "Kanu" allen Zuschauern gefallen. Der Cast ist diverser, die Frauenfiguren stärker. Herausgekommen ist damit aber eine Komödie, die es allen recht machen will, vor allem in der Vergangenheit schwelgt und seicht dahinplätschert. Wie eine warme Decke für Fans - aber komplett ohne neue Impulse. Bezeichnend ist, dass der Film seinen größten Lacher in den Abspann-Outtakes hat.


Ist der "Manitu"-Humor von Michael "Bully" Herbig gut gealtert?

Ist der Humor also jetzt gut gealtert oder nicht? Zum Teil. "Der Schuh des Manitu" war kulturell wenig sensitiv, aber keineswegs bösartig. Teil zwei nimmt die Debatte auf und schiebt immer wieder kleine Spitzen ein, die zum Augenrollen einladen, sich aber immerhin in Grenzen halten. Nur einmal schießen Herbig, Tramitz und Kavanian den Vogel ab: Komplett aus dem Nichts feuern sie nach zwei Dritteln des Films einen Asiaten-Witz ab, der in meinem Kino die Zuschauer:innen in lautes Lachen und ungläubiges Schweigen geteilt hat. Zumindest als diskussionswürdig ist die Szene einzuordnen.

Letztendlich ist "Das Kanu des Manitu" zu harmlos und bemüht, um sich darüber aufzuregen. Als schlimm ist höchstens der Abspann-Song von Stefan Raab einzuordnen.

Wie man einen Comedy-Klassiker modernisiert, zeigt aktuell "Die Nackte Kanone" besser im Kino. Sicher ist aber auch: "Bully"-Fans werden hier nicht enttäuscht, dafür steckt erneut zu viel Herzblut und Liebe zum Detail im "Kanu".

Das könnte dich auch interessieren:

Michael "Bully" Herbig privat: So lebt der "Kanu des Manitu"-Star abseits der Kameras

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

Mehr entdecken