Inseltraum statt Tannenbaum

Warum "My Big Fat Greek Wedding - Familientreffen" der perfekte Weihnachtsfilm ist

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von Katharina von Freyburg

Im dritten Teil geht es für die Familie Portokalos zum Familientreffen nach Griechenland.

Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Focus Features


Lebkuchen, Glühwein und Kerzenschein - wer liebt die Adventszeit nicht? Autorin Katharina zelebriert sie ausgiebig mit ihrer Familie. Doch hin und wieder gönnt sie sich eine filmische Auszeit vom Weihnachtskitsch und tauscht Chorgesänge gegen Meeresrauschen.

Alle Jahre wieder im Dezember stellt sich mir die Frage: Welche Filme schauen wir dieses Mal beim "Weihnachtsglotz" an? Seit geraumer Zeit treffe ich mich kurz vor den Feiertagen mit Freundinnen zum besinnlichen Bildschirm-Event: Bei Plätzchen, Punsch und Pizza plaudern wir entspannt zu liebgewonnenen X-mas-Klassikern. Der kontroverse "Kevin - Allein zu Haus" - manche feiern den Kultfilm, andere können den anhaltenden Hype um die Weihnachtskomödie nicht nachvollziehen - landet dabei immer wieder auf unserer Watchlist. An "Tatsächlich … Liebe" und Hugh Grants ikonischer Tanzeinlage haben wir uns inzwischen sattgesehen. Romantische Alternativen à la Küsse vor, hinter und unterm Weihnachtsbaum gibt es zum Glück ja reichlich - natürlich auch hier auf Joyn.


Nichts gegen Kaminfeuer und Schneegestöber, aber manchmal geht mir die ganze puderzuckrige Weihnachtswunderwelt auf den Keks. Eine alternative Kulisse ohne rotgrüne Glitzerdeko und Vanillekipferl muss her, die ansonsten jedoch alle Zutaten für einen zeitlosen Weihnachtsfilm enthält.

Darum geht es in der Familienkomödie

"My Big Fat Greek Wedding - Familientreffen" bringt tatsächlich die wichtigsten davon mit. Wie schon die ersten beiden Filme dreht sich auch der dritte Teil des erfolgreichen Franchise um Liebe, Tradition und den Spagat zwischen Selbstbestimmung und familiären Erwartungen. (Klingt doch schon verdächtig nach Weihnachten, nicht wahr?)

Dieses Mal geht es für den Portokalos-Clan nach Griechenland. Toula (Nia Vardalos), Ehemann Ian (John Corbett) und die ganze Großfamilie reisen in den Heimatort ihres verstorbenen Vaters Gus zu einem Familientreffen. Dort angekommen läuft nichts wie geplant: Das Dorf ist fast ausgestorben und auch die Suche nach Gus' Jugendfreunden gestaltet sich schwieriger als erwartet. Eine Herausforderung, der sich die liebenswert-chaotische Sippe wie gewohnt mit Herz, Humor und Hartnäckigkeit stellt.


Wiedersehen mit Nostalgie-Faktor

Womit wir trotz sommerlichem Insel-Setting schon mitten im Rezept für Weihnachtsmagie stecken! Die vertrauten Gesichter der einzelnen Familienmitglieder und ihre spezielle Dynamik untereinander versetzen mich direkt in meine Uni-Jahre zurück, als ich im Winter 2003 "My Big Fat Greek Wedding - Hochzeit auf griechisch" das erste Mal im Kino angesehen habe. Toula ist verpeilt wie eh und je, Tante Voula (Andrea Martin) genauso exzentrisch und Cousine Nikki (Gia Carides) scheint noch selbstbewusster geworden zu sein. Es ist, als würde man durch ein altes Fotoalbum blättern und sich an gemeinsame Erlebnisse mit entfernten Verwandten erinnern. Der Effekt ist zugegeben bei mir noch etwas verstärkt, da ich selbst griechische Wurzeln habe. Doch das Gefühl stellt sich grundsätzlich bei Lieblingsfilmen aus Kinder- und Jugendtagen ein, die man lange nicht gesehen hat - oder seit letztem Weihnachten nicht mehr. Geschichten, die Erinnerungen wachrufen und verlässlich in eine Zeit beamen, die unbeschwerter war, ein bisschen zauberhafter auf jeden Fall.

Große Gefühle

Eine Prise Rührseligkeit darf in der Story natürlich ebenso wenig fehlen. Das "Familientreffen" meint es in dieser Kategorie stellenweise etwas zu gut mit dem Publikum und serviert in 92 Minuten neben unverhoffter Seelenverwandtschaft und unerwartetem Familienzuwachs sogar eine spontane Hochzeit - wie hätte es anders sein können. Hauptsache, ich bekomme wenigstens einmal feuchte Augen und muss ein Taschentuch zücken. Weihnachten will ich Herzkino! Und ja, ich verdrücke selbst bei Kevin ein paar Tränchen.

Häppchen-Handlung

Ich persönlich bin übrigens nicht böse, wenn Weihnachtsfilme keinen komplexen Plot haben. Schließlich möchte ich nebenbei Mandarinen schälen und Kokosmakronen naschen oder mich unterhalten und mit den Kids über ihre Geschenke freuen. Dafür eignet sich das "Familientreffen" ganz wunderbar. Trotz übergeordneter Rahmenhandlung wirken die einzelnen Szenen eher wie ein bunt zusammengewürfeltes Mosaik. Nicht dramatisch also, wenn man zwischendurch nur mit einem Auge auf den Bildschirm schaut. Man verpasst mal eine Pointe, aber bestimmt nicht den Anschluss und schon gar nicht die (weihnachtliche) Message: Mit echtem Familienzusammenhalt lassen sich alle Probleme überwinden.


Fazit

Ein Film für alle, die sich ohne Lametta und Lichterglanz aufs Fest der Liebe einstimmen wollen. Ganz nebenbei bereitet dich "My Big Fat Greek - Familientreffen" aufs Wiedersehen mit der eigenen Verwandtschaft vor. Danach bist du für unausweichliche Diskussionen, indiskrete Fragen und herausfordernde Spleens deiner Angehörigen bestens gewappnet. Vertrau mir, ich weiß, wovon ich spreche. Kala Xristougenna (Frohe Weihnachten)!

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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