Thomas Anders: Mehr als Modern Talking

Kann ein Weltstar aus einem Ort kommen, der Mörz heißt? Doch, das geht: Bernd Weidung hat es bewiesen. Unter seinem bürgerlichen Namen kennen ihn wenige. Wenn aber der Künstler Thomas Anders angekündigt wird, so wie heute beim "HeidiFest" im Münchner Hofbräuhaus oder am Sonntag im "ZDF-Fernsehgarten", springen die Fans von den Sitzen und feiern den einzigen Weltstar, den die Eifelgemeinde Mörz bisher hervorbrachte.

Modern Talking, als dessen singende Hälfte Thomas Anders weltberühmt wurde, gibt es nicht mehr. Mörz übrigens auch nicht mehr, es wurde in Münstermaifeld eingemeindet. Aber Thomas Anders gibt es mehr denn je: In diesem Jahr veröffentlichte der 62-Jährige vier Alben unter dem Sammeltitel "… sings Modern Talking", auf denen er vor allem alte Modern-Talking-Hits neu einsang. Jede Platte erreichte die Top-Fünf der Charts und sind die erfolgreichsten seiner insgesamt 18 Solo-Alben.

Thomas Anders begann als Kinderliedsänger

Schon als Grundschüler war er an Musik interessiert, bekam Klavierunterricht und wollte bald nur noch eins: singen. Thomas, damals noch Bernd, gewann einen Talentwettbewerb für Nachwuchssänger, setzte sich gegen 100 Konkurrent:innen durch und trat in der Folge im Koblenzer Mosel-Tanzpalast mit einem Mix aus Kinderliedern und Schlager auf.

Er veröffentlichte seine erste Single 1980 und hatte 1981 in Michael Schanzes "Hätten Sie heut' Zeit für mich?" seinen ersten TV-Auftritt. Aber der Erfolg blieb aus. Er machte 1982 sein Abi und begann ein Studium, wurde dann aber von der Plattenfirma Hansa engagiert. Zwar floppte die Single "Ich will nicht dein Leben", die Schlagerstar G. G. Anderson für ihn produzierte, aber trotzdem wurde die Hansa-Connection schicksalhaft. Denn für Hansa arbeitete damals auch der aufstrebende Songwriter Dieter Bohlen. Der hatte mit Thomas Anders damals zwei Dinge gemeinsam: den absoluten Willen, erfolgreich zu werden. Und die Tatsache, dass es bislang nicht geklappt hatte.

Modern Talking macht Pechvögel zu Goldeseln

1983 liefen sich Anders und Bohlen erstmals über den Weg. Zuerst versuchten sie es mit deutschen Schlagern, aber nach ihren Singles krähte kein Hahn. Dann kam Bohlen auf die Idee, englischsprachigen Euro-Dance zu machen. Er stellte sein Projekt Modern Talking mit Thomas als Partner bei der Pattenfirma vor. Die Company war misstrauisch und investierte nicht viel Geld.

Im Oktober 1984 wurde "You're My Heart, You're My Soul" veröffentlicht, Ende Januar 1985 war das Lied die Nummer eins. Der erste von fünf Nummer-eins-Hits in Serie, das hatte bis dato kein deutscher Künstler und keine deutsche Künstlerin geschafft. Plötzlich summte nicht nur Deutschland die Hits, sondern fast ganz Europa. Auch in Asien waren Modern Talking erfolgreich und wurden 1986 die erste westliche Band, die ihre Platten - Glasnost sei Dank - frei in Russland verkaufen konnte.

Neben dem Erfolg gab es auch Konflikte, und für Modern Talking hatte dieser einen Namen: Nora, die damalige Frau von Thomas Anders. Er trug damals überall eine Goldkette mit ihrem Schriftzug - ein Symbol für den Einfluss, den sie auf ihn hatte. Für Dieter Bohlen wurde dieser Einfluss irgendwann zu groß. 1987 kam es zum Zerwürfnis und schließlich zur Trennung von Modern Talking.

Wie es nach Modern Talking und Nora weiterging

Die Ehe mit Nora hielt länger, aber nicht ewig. 1999 ließen sich Thomas und Nora scheiden. Da lief gerade das Modern-Talking-Comeback auf Hochtouren. Allerdings nur kurz: 2003 gab Bohlen die endgültige Trennung bekannt. Da war Thomas Anders zumindest privat wieder glücklich: Er hatte 2000 Claudia geheiratet. 2002 kam der gemeinsame Sohn Alexander Mick zur Welt. Die Familie lebt in Koblenz, keine 30 Kilometer von Thomas' Geburtsort entfernt.

Thomas Anders trauerte Dieter Bohlen nicht lange nach. Schon 2004 startete er seine Solokarriere, die er seither konsequent und erfolgreich verfolgt. Auch im Fernsehen zeigte er regelmäßig Präsenz. Er war in der Jury der ProSieben-Show "SSDSGPS (Stefan sucht den Super Grand Prix Star)", moderierte Sendungen ("Best of Formel Eins - Die Show", "Du ahnst es nicht!") und trat 2021 in der vierten Staffel von "The Masked Singer" als Schildkröte auf und wurde Vierter.

Mit den vier "... sings Modern Talking"-Alben zündete Thomas nun die nächste Karrierestufe. Er ist gern gesehener Gast bei allen Schlager- und Pop-Veranstaltungen. Heute Abend ist er einer der Stars bei Heidi Klums "HeidiFest" um 20:15 Uhr auf ProSieben und auf Joyn. Am Sonntag besucht er den "ZDF-Fernsehgarten", zu sehen um 12 Uhr im ZDF und über den Livestream auf Joyn.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.