Unfreiwilliger Frauenschwarm
Zum 100. Geburtstag: So sah Rock Hudson zu Beginn seiner Karriere aus
Aktualisiert:
von Chistian VockRock Hudson am Set vom Film "Ein Pyjama für zwei".
Bild: IMAGO/The Leo Fuchs Archives
Er war einer der ganz großen Hollywoods zu einer Zeit, in der auch Hollywood noch ganz groß war: Rock Hudson. Auch nach 40 Jahren wirkt sein Werk als Schauspieler immer noch nach, sein tragischer Tod aber vielleicht noch mehr. Am 17. November wäre Rock Hudson 100 Jahre alt geworden.
Eine andere Zeit
"Es war eben eine andere Zeit" ist so ein Satz, der gern einmal gesagt wird, der aber nie auch nur annähernd beschreiben kann, wie es ist, wenn "es eben eine andere Zeit war". 1925, das Jahr, in dem der Schauspieler Rock Hudson am 17. November geboren wurde, war so eine Zeit, die eben anders war. Im selben Jahr gründet sich nach ihrem Verbot im Münchener Bürgerbräukeller die NSDAP neu. Auf der Weltausstellung für Industriedesign werden Möbel aus Sperrholz als Neuheit vorgestellt und in Berlin erscheint Franz Kafkas Romanfragment "Der Prozess".
In diese Zeit wird Rock Hudson als Roy Harold Scherer jr. in Winnetka, einer kleinen Gemeinde im US-Bundesstaat Illinois geboren. Seine Mutter, Katherine Wood, war Telefonistin, sein Vater Roy Harold Scherer Automechaniker. Als Hudson sechs Jahre alt war, verließ der Vater die Familie, mitten in der Großen Depression. Zwei Jahre später adoptierte ihn sein Stiefvater, Wallace Fitzgerald. Hudson arbeitete neben der Schule und ging nach der High School als Mechaniker zur US Navy. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Hudson dann als Lastwagenfahrer in Los Angeles, eine wohl kalkulierte Wahl, denn Hudson hatte einen lang gehegten Traum: als Schauspieler entdeckt zu werden.
Tatsächlich sollte es gar nicht lange dauern, bis der Talent-Agent Henry Willson auf Hudson aufmerksam wurde - ein Wendepunkt in Hudsons Leben. Willson sorgte dafür, dass Hudson Schauspielunterricht bekam, außerdem eine Zahnkorrektur sowie ein bisschen Hilfe bei Klamotten und Auftreten. Vor allem aber taufte Willson seinen Schützling um. Aus Roy Harold Scherer jr. wurde Rock Hudson, eine Verschmelzung der Namen des Rock of Gibraltar und des Hudson Rivers. Man könnte auch sagen, dass Henry Willson Rock Hudson erfunden hat. Denn Scherer sollte maskuliner erscheinen, ein Schritt der großen Einfluss auf Hudsons Karriere haben sollte.
Rock Hudson auf einem Werbefoto für Universal Pictures.
Bild: imago/ZUMA Press
Von "Giganten" bis "Denver-Clan"
Die begann 1948 mit einem Auftritt im Film "Jagdflieger", ging aber erst richtig so los, als er von den Universal Studios unter Vertrag genommen wurde. Hier zahlte sich Willsons "Maskulisierung" Hudsons aus, denn er spielte vor allem in Abenteuer- und Kriegsfilmen sowie in Western mit, zum Beispiel in "Winchester ‘73" oder "Der Wüstenfalke". Später kamen auch Dramen wie "Die wunderbare Macht" und "Was der Himmel erlaubt" hinzu, die ihn zum Star machen sollten. 1957 war Hudson für seine Rolle in "Giganten" als bester Hauptdarsteller nominiert, unterlag aber Yul Brunner (für "Der König und ich").
Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren wurde Hudson immer häufiger in Liebeskomödien besetzt, die drei bekanntesten sind wohl "Bettgeflüster", "Ein Pyjama für zwei" und "Schick mir keine Blumen", in denen Hudson an der Seite von Doris Day den Frauenschwarm verkörperte, zu dem er selbst in der Realität längst geworden war.
Hier kannst du die Liebeskomödien streamen
Allein in Deutschland hatte Hudson zwischen 1958 und 1964 quasi ein Abonnement auf den Bravo Otto und den Bambi. In den USA holte er sich im selben Zeitraum bei den Golden Globes reihenweise den Henrietta Award für den beliebtesten Darsteller. In den 1970er- und 1980er-Jahren begann Hudsons Stern langsam zu sinken, die ganz großen Rollen und Filme blieben immer mehr aus. 1984, kurz vor seinem Tod, spielte Hudson noch einmal eine kleinere Rolle in der TV-Serie "Der Denver-Clan".
Wir haben alle so getan, als wären wir hetero
Der Mann, der er nicht sein durfte
Dass seine Erfolge ohne Hudsons schauspielerisches Talent und seine harte Arbeit nicht möglich gewesen wären, ist sicher unbestritten. Wer nichts kann und nichts will, hat es auch in Hollywood schwer. Ebenso unbestritten dürfte aber auch sein, dass Hudsons Aussehen und sein Charisma seiner Karriere ebenso geholfen haben wie seinem Image. Doch hinter dem strahlenden Äußeren und den Muskeln des 1,96-Meter-Hünen muss Hudson das Image des Frauenschwarms zugesetzt haben. Denn im Grunde durfte Rock Hudson nie der Mann sein, der er eigentlich war. Und das lag nicht nur daran, dass er sich für seine Karriere von Roy Harold Scherer jr., beziehungsweise von Roy Fitzgerald, wie er nach seiner Adoption hieß, in Rock Hudson verwandeln musste. Daran wahrscheinlich sogar am wenigsten.
Denn im Hollywood der 1950er- und 1960er-Jahre musste Hudson seine Homosexualität verstecken. Das ging sogar so weit, dass er Phyllis Gates, die Sekretärin seines Förderers Henry Willson heiraten musste. Dass sie damals bereits von Hudsons Homosexualität gewusst hatte, bestritt Gates später, doch bereits 1958 wurde die Ehe wieder geschieden. Dennoch ging Hudsons Doppelleben weiter. Auf Partys erschien er weiterhin in weiblicher Begleitung und das auch noch, als er seine große Liebe bereits gefunden hatte. 1962 lernte er bei Dreharbeiten Lee Garlington kennen, doch "wir haben alle so getan, als wären wir hetero", verriet Garlington 2015 im "People"-Magazin.
Rock Hudson und Phyllis Gates
Bild: imago images/Ronald Grant
Jeder kann sich vorstellen, wie schwer die Last, nicht der sein zu dürfen, der man nun einmal ist, auf dem eigenen Leben liegen kann - auch wenn Hudsons Homosexualität in Hollywood ein offenes Geheimnis gewesen sein soll. Öffentlich gesprochen über Hudsons Sexualität wurde aber erst, als seine Sprecherin 1985 bekannt gab, dass der Schauspieler an Aids erkrankt sei. Ein mehr als mutiger Schritt, war die Krankheit damals noch ein großes Stigma und Hudson der erste große Hollywood-Star, der eine solche Erkrankung öffentlich machte. Vielleicht gerade deshalb wünschte sich Hudson, dass er mit seinem Bekenntnis für andere Erkrankte etwas bewirken kann. Am 2. Oktober 1985 starb Hudson im Alter von 59 Jahren.
Hier siehst du Rock Hudson in
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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