Laufhaus-Alltag

"Inside: Bahnhofsviertel": Tomatolix blickt hinter die Kulissen des Frankfurter Rotlichtviertels

Aktualisiert:

von Lars-Ole Grap

In der dritten Folge der neuen Joyn-Doku "Inside: Bahnhofsviertel" begibt sich Youtuber Tomatolix mitten in eines der bekanntesten Rotlichtviertel Deutschlands. Er taucht ein in eine Welt voller Regeln, Routinen und Menschen, die einen anderen Alltag leben als die meisten.

Youtuber Tomatolix im Frankfurter Laufhaus

Im Frankfurter Laufhaus "Rotes Haus" begleitet der Youtube-Star Tomatolix einen Tag lang Wladimir, einen erfahrenen Wirtschafter bei seiner Arbeit. Aber was genau ist ein Wirtschafter? "Man muss sich vorstellen, wir sind wie ein Hotel. Wir vermieten ja dieses Zimmer an diese Frau für heute. So. Wenn dieses Zimmer jetzt 150 Euro kostet, müssen wir ja diese 15 Euro Steuern abführen. Diese Frauen arbeiten alle auf eigener, selbstständiger Basis, die müssen alle ihre eigene Steuererklärung machen - damit haben wir gar nichts zu tun. Wir verlangen unsere Miete und wenn die Frau dann noch mal 5.000 Euro an dem Tag gemacht hat, dann ist der Rest halt ihr Geld. Also wir haben davon keine Provision, wir haben nicht mehr Geld - aber auch nicht weniger", erklärt Wladimir.

Doch Wladimirs Aufgaben beschränken sich nicht allein auf die Buchhaltung. Er sorgt auch für Ordnung im Haus und verteilt die tägliche Grundausstattung an die Frauen - zehn Kondome und zwei Rollen Einweg-Küchenreinigungstücher. Die Damen, die in dem Frankfurter Laufhaus arbeiten, stammen aus verschiedenen Ländern - unter anderem aus Deutschland, Rumänien, Südamerika und teilweise auch aus Osteuropa. Doch wer dort tätig sein will, benötigt einen gültigen Ausweis, die Anmeldebescheinigung der Stadt für Personen, die die in der Prostitution tätig sind oder sein wollen, sowie eine Gesundheitsbestätigung. Für ihre Arbeit zahlen die Damen eine Tagesmiete von 135 Euro plus 15 Euro Steuern. Während neue Frauen im Laufhaus diese Abgabe täglich entrichten müssen, zeigt sich Wladimir bei Stammkräften auch mal kulanter, wie er Tomatolix verrät.

Hier kannst du die vorherige Folge von "Inside: Bahnhofsviertel" streamen

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Tomatolix im Bahnhofsviertel: Zwischen Kondompflicht, Preisen und Konflikten

Auch über die Kundschaft spricht Wladimir offen. Tomatolix fragt, ob die Kundschaft im Laufhaus anderen Sex habe als zu Hause. "Ich würde behaupten, dass Paare zu Hause besseren, intimeren Sex haben als hier. […] Ich kann mir schon vorstellen, dass der Sex hier nicht so hart ist wie zu Hause, aber die Männer doch irgendwie vielleicht doch mal ne andere Frau haben wollen, mal ne andere Frau anfassen - von der Optik einfach was anderes - also vielleicht sogar das Gegenteil, als was man zu Hause hat."

Also ich kann mir schon vorstellen, dass die Hälfte vergeben sind, ja. […] Ich frag' die natürlich nicht.

Wladimir, Wirtschafter im Laufhaus "Rotes Haus"

Doch die Regeln im Haus sind klar: Sicherheit hat oberste Priorität und so besteht auch eine strikte Kondompflicht. Auch wenn die Kundschaft mehr zahlen würde, gibt es keine Ausnahmen. Angeboten wird vieles, laut Wladimir sind die Preise in dem Laufhaus aber teurer als bei der Konkurrenz. "Wir fangen ganz basic an: Von 15 bis 20 Minuten zum Beispiel Blasen, Sex, ein bis zwei Stellungen - und das war's." Die Preise beginnen dabei ab 50 Euro, nach oben hin gebe es kaum Grenzen. Davon profitieren laut Wladimir letztlich auch die Frauen, die weniger Kunden bedienen müssen, um ihre Miete zu erwirtschaften. Gleichzeitig würden viele Männer auch gar nicht ausschließlich nach Sex suchen. "Wenn er da 'ne Stunde im Zimmer ist, heißt nicht, dass er ne Stunde Sex hat mit dieser Frau, sondern wird ein bisschen gequatscht, bisschen gekuschelt, bisschen angefasst - was eben so'n Mann an Zärtlichkeit auch mal braucht."

Auch Fetisch-Angebote finden sich in dem Laufhaus. So erhält der Youtuber auch exklusive Einblicke in das Zimmer einer Domina - ausgestattet mit Gynäkologenstuhl, Latex und Peitschen. Für die Gestaltung der Zimmer sind die Damen selber zuständig. Und obwohl vieles klar ist, kommt es auch immer wieder zu Auseinandersetzungen. Die Konflikte entstehen laut Wladimir dann meistens durch Missverständnisse: "Das Problem ist halt, dass beide vielleicht eine andere Sprache sprechen und irgendwie sprachliche Barrieren haben. Er hat verstanden, dass er für 50 Euro ein ganzes Weihnachtsgeschenk bekommt, sie hat aber für 50 nur das Basic versprochen - und dann fangen die Streitigkeiten halt an." Wenn der Alarmknopf gedrückt wird, eilt er innerhalb weniger Sekunden ins Zimmer.

Ich weiß nur, welche Etage, welches Zimmer - und alles andere werden wir dann vor Ort sehen.

Wladimir, Wirtschafter im Laufhaus "Rotes Haus"

Veränderte Sicht auf die Branche

Für Wladimir selbst ist der Beruf längst Teil seiner Lebenswelt geworden, und er reflektiert offen über die Arbeit: "Das Problem ist halt, irgendwann wird's zur Normalität. Aber es ist schon sehr witzig, es ist sehr belebt. Also besser als irgendwie ein Gebäude zu beschützen als Security. Hier hast du es einfach mit Menschen zu tun, sehr vielen verschiedenen, deswegen abwechslungsreich." Zugleich betont er, wie sehr sich sein Blick auf Sexarbeit verändert hat: "Ja, auf jeden Fall. Komplett. Also ich habe davor nicht einmal gut darüber nachgedacht. Also für mich waren diese Menschen - ich war nicht positiv darüber gestimmt." Seit er im Rotlichtviertel arbeitet, hat er mit ihnen ein entspanntes und freundschaftliches Verhältnis. Heute würde er nie wieder negativ über diese Arbeit denken - denn mittlerweile ist für Wladimir klar, dass der Beruf der Frauen einer der schwersten im Hinblick auf die mentale Belastung sei.

Zwischen Alltag, Ausnahmesituationen und persönlichen Geschichten wird klar: Das Leben im Laufhaus ist komplexer, als man vielleicht denkt. Ob Tomatolix es schafft, selbst für Ordnung zu sorgen, und was er noch an seinem dritten Tag in Frankfurt erlebt, das erfährst du in der dritten Folge von "Inside: Bahnhofsviertel" auf Joyn.


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Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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