Ein Weltrekord - und ein Flop

Groß geworden mit Plumpsklo: Wie tickt "Bares für Rares"-Händler Wolfgang Pauritsch?

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von teleschau - Hellmut Blumenthal

Wolfgang Pauritsch ist "Bares für Rares"-Star der ersten Stunde.

Bild: ZDF / Guido Engels


Er wuchs ohne Dusche auf, ist gelernter Schlosser und eigentlich nur durch Zufall Auktionator geworden. Jetzt ist er einer der besten seines Fachs. Das beweist Wolfgang Pauritsch regelmäßig in der ZDF-Show "Bares für Rares" von Horst Lichter.

"Wenn wir am Tisch sitzen, sind wir absolute Konkurrenten", erzählt Wolfgang Pauritsch über die Atmosphäre im Studio von "Bares für Rares". Der 53-Jährige gehört seit der ersten Sendung im Jahr 2013 zum Team der Händlerinnen und Händler. Die Stimmung sei freundschaftlich, aber jeder kaufe auf eigene Rechnung mit dem eigenen Bargeld, wie der Innsbrucker in einem Interview mit der Agentur teleschau verriet. "Und wenn ich etwas haben will, dann biete ich darüber."

Dabei macht Pauritsch meist eine gute Figur. Er betreibt seit 1996 zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Andrea Häring-Horn das Antony's Kunst & Auktionshaus in Oberstaufen im Allgäu. Seit 2007 ist er zudem öffentlich bestellter Auktionator.


Der "Bares für Rares"-Händler: Kindheit mit Plumpsklo

Nach einer Karriere im Antiquitäten-Geschäft sah es für Wolgang Pauritsch zunächst überhaupt nicht aus. Sein Vater verließ die Familie, als er noch ein Kind war. Da seine Mutter beruflich viel unterwegs war, wuchs er bei seinen Großeltern in der Südsteiermark auf: in einer Bergarbeiter-Kolonie samt Plumpsklo im Freien.

"Mir hat als Kind nichts gefehlt, weil ich nichts anderes gekannt habe", erzählte er später. "Ich hatte eine super Kindheit, meine Oma und mein Opa waren spitze zu mir." Rückblickend sei es für ihn unglaublich, dass es keine Dusche gab. Stattdessen wurde in einer Waschschüssel gebadet - "erst die Oma, dann der Opa, dann der Kleine, und dann wurde das Wasser ausgeschüttet".

Auch beruflich ging es zunächst ganz anders los: Der gelernte Schlosser zog nach München und arbeitete zwischenzeitlich als Chauffeur, Installateur, Nachtwächter, Hundeführer, Detektiv sowie Wachmann. Letzteres war das Ticket zu seiner Berufung. In einem Auktionshaus in München sprang er, als Wachmann angeheuert, kurzfristig für einen erkrankten Auktionator ein. Wolfgang Pauritsch machte seine Sache so gut, dass ihn der Leiter des Hauses prompt engagierte.


Wolfgang Pauritsch: Von 150.000 Mark Schulden zum Weltrekord

Sein Weg war nun vorgezeichnet. Doch zunächst gab es einen herben Rückschlag: Sein kurz zuvor gegründetes Auktionshaus wurde 1996 ausgeraubt. Da er sich noch keine Sicherheitsvorkehrungen leisten konnte, zahlte die Versicherung nicht: 150.000 Mark Schulden! Doch Pauritsch ließ sich nicht entmutigen: Er stotterte die Verbindlichkeiten nach und nach als angestellter Auktionator ab. Dabei half ihm seine Kindheit: "Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Geld, weil ich weiß, wo ich herkomme: von ganz unten." So kam er mit wenig Geld aus, bis sein Konto ausgeglichen war.

Mittlerweile ist er einer der gefragtesten Auktionatoren im deutschsprachigen Raum. Und stellte 2022 einen beeindruckenden Weltrekord auf. Pauritsch versteigerte auf der renommierten Leitz Photographica Auction eine mehr als 100 Jahre alte Leica aus dem Besitz von Oskar Barnack, dem Erfinder der Kleinbildkamera. Preis: 14,4 Millionen Euro - das macht sie zur teuersten Kamera der Welt. "Ich habe gezittert wie ein Kind", verriet der sichtlich bewegte Händler damals in einem Instagram-Video.

Der Flop mit dem Gemälde: "Hängt heute noch als Mahnmal in meinem Büro"

Zurück zu "Bares für Rares". Auch dort schaffte Wolfgang Pauritsch schon Beeindruckendes. So ersteigerte er in einem Primetime-Special einen Borgward Isabella für 35.000 Euro. Da er nicht so viel Geld dabei hatte, verkaufte er den Oldtimer umgehend per Blitzüberweisung an einen Autohändler, verriet er in einem teleschau-Interview. "Mit 1.000 Euro Gewinn", fügte er stolz hinzu.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Gemälde. Ein Bild von einem ostpreußischen Landschaftsmaler. Die Verkäuferin sei damals sehr wortkarg gewesen, erinnert sich Pauritsch. Er entschied sich dennoch, die anderen Händler zu überbieten und erhielt für 250 Euro den Zuschlag. "Ich nahm die Lupe in die Hand und siehe da: Es war nur ein Rasterdruck zu sehen", erzählt er. "Da sagte ich zu mir selbst noch in der Sendung: 'Na bravo, Wolfgang, jetzt hast du für 250 Euro einen Druck gekauft, der keine 30 Euro wert ist.'" Nachdem die anderen Teammitglieder das Stück signiert hatten, hängte er es sich ins Büro. Da hänge es heute noch, sagt er - "als Mahnmal, damit ich in Zukunft immer vorher die Lupe nehme!"

"Bares für Rares" macht die Schnäppchenjagd schwieriger

Durch die Sendung wurde Wolfgang Pauritsch deutschlandweit bekannt. Das sei schon auch ein Segen, räumt er ein. Was aber mittlerweile schwierig sei: auf Antik- und Trödlermärkten gute Stücke zu erstehen. "Die Leute kennen mich aus dem Fernsehen. Wenn ich dort eine Vase in die Hand nehme, die vorher 30 Euro gekostet hat, will die Verkäuferin auf einmal 100 Euro haben", verrät er.

Zum Glück kann der charmante Österreicher ja bei "Bares für Rares" weiter auf Schnäppchenjagd gehen. Die Sendung läuft von montags bis freitags um 15.10 Uhr im ZDF. Zeitgleich ist sie im kostenlosen Livestream auf Joyn verfügbar.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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