Warum genetische Vielfalt wichtig ist
Qualzucht und Hungersnot: "MAITHINK X" entlarvt die Folgen von Überzüchtung
Aktualisiert:
von Claudia FrickelDr. Mai Thi Nguyen-Kim klärt über die Folgen von Überzüchtung auf.
Bild: picture alliance / SvenSimon
Reinrassige Tiere, auf Ertrag getrimmte Pflanzen: Überzüchtung kann zu Leid führen und die Essensversorgung gefährden. Warum Dr. Mai Thi Nguyen-Kim bei "MAITHINK X" für genetische Vielfalt plädiert.
Schau Dir hier "MAITHINK X – Die Show" an
Pflanzenzucht auf Einheitlichkeit und Ertrag: Das sind die Gefahren
Vor knapp 12.000 Jahren begannen Menschen in Mesopotamien erstmals, gezielt Getreide anzubauen – Urformen des heutigen Weizen. Die Züchtung erfolgte zunächst durch Selektion: Landwirt:innen wählten die besten Pflanzen aus, beispielsweise die mit großen oder vielen Körnern. Deren Samen sähten sie dann gezielt aus.
Auf diese Weise dauert es Jahrzehnte, bis sich die gewünschten Merkmale durchsetzten. Zudem spielt der Zufall eine große Rolle: Bauern und Bäuerinnen können für die Zucht nur die Pflanzen nutzen, die natürlich gewachsen sind.
Seit dem 19. Jahrhundert veränderten sich die Züchtungsmethoden rasant. Erstmals kreuzten Menschen zwei artverwandte Pflanzen mit verschiedenen erwünschten Eigenschaften. Im 20. Jahrhundert folgten Mutationszüchtungen und später gentechnische Methoden. Nun können Pflanzen deutlich schneller und gezielter gezüchtet werden.
Doch das sorgt für mehrere Herausforderungen: Hochleistungszüchtungen verdrängen oft alte, robuste Sorten. Untersucht wurde das zum Beispiel für Mais in Mexiko, wo er ursprünglich herkommt. Die Studie der "University of California Davis" stellt fest: "Die genetische Vielfalt von Mais nimmt ab." Mit den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels dürften die Erträge der derzeit angebauten Maissorten voraussichtlich zurückgehen, warnen die Forscher:innen.
Weniger Vielfalt bedeutet auch eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge. Ein einziger Pilz kann sämtliche Pflanzen vernichten, wenn sie sich genetisch ähneln. Kommt es dadurch oder durch extremes Klima zu Ausfällen, kann das zu Hungersnöten und Engpässen bei der Versorgung führen. Noch dazu benötigen hochgezüchtete Sorten oft mehr Dünger, Pestizide und Wasser, was Böden und Umwelt belastet.
Wie die Herausforderungen gelöst werden können, erfährst du in der neusten Folge von "MAITHINK X". Die Wissenschaftssendung erklärt, warum Diversität im Genpool entscheidend ist, für robuste Pflanzen und letztlich für Menschen. Moderatorin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim bringt Sachlichkeit in die Diskussion – und trennt dabei Fakten von Fiktion.
Was wächst eigentlich auf Deutschlands Äckern?
Knapp die Hälfte der Fläche von Deutschland wird landwirtschaftlich genutzt. 70 Prozent davon sind Ackerland. Auf der Hälfte davon wächst laut Statistischem Bundesamt Getreide wie Winterweizen und Gerste, gefolgt von Silomais und Raps. Die letzten beiden Arten dienen vor allem als Viehfutter, zum Teil auch Gerste.
Mit großem Abstand folgen sogenannte Hackfrüchte wie Kartoffeln und Zuckerrüben. Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Soja nehmen nur einen eher kleinen Teil der Flächen ein.
Das Problem der Reinrassigkeit und Überzüchtung bei Haustieren
Die Domestikation von Tieren begann vor über 15.000 Jahren. Damit entwickelte sich zum Beispiel der Hund aus dem Wolf. Das Ziel war zunächst, die Tiere "nutzbar" zu machen, etwa als Hüte- oder Jagdhunde. Später konzentrierte sich die Züchtung oft auf soziale und ästhetische Kriterien. Dazu zählen Aussehen, Verhalten und Bindung zum Menschen.
Bei Hunden stehen Körperbau, Fellfarbe und Arbeitsleistung im Mittelpunkt, bei Katzen Felllänge, Muster und Charakter. Pferde werden vor allem nach Größe, Temperament und Ausdauer gezüchtet. Noch immer legen manche Wert darauf, dass ein Tier reinrassig ist – also zum Beispiel kein Mischlingshund, sondern ein reinrassiger Labrador Retriever.
Aber Reinrassigkeit kann zu Leid führen. Solche Tiere stammen oft aus kleinen Genpools, in denen nahe Verwandte miteinander verpaart werden. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Erbkrankheiten auftreten. Bei Retrievern und Schäferhunden sind darum Gelenkprobleme weit verbreitet.
Manche Züchter:innen betonen durch Überzüchtung zudem bestimmte Merkmale so stark, dass dies zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Hunderassen wie Mops, Französische Bulldogge oder Shih Tzu besitzen dann besonders flache Gesichter und kurze Nasen. Die Folge: Sie leiden häufig unter Atemnot, Hitzestress sowie Augen- und Zahnproblemen.
Auch Perserkatzen werden teilweise so gezüchtet, dass ihr Fell extrem lang und das Gesicht stark abgeflacht ist. Das kann dazu führen, dass sie nur schwer atmen, fressen oder sich putzen können, ihre Augen tränen und die Zähne schief stehen.
Bei "MaiTHINK X" erfährst du, wieso auch bei Tieren genetische Vielfalt wichtig ist, und für welche weiteren Herausforderungen Reinrassigkeit und Überzüchtung sorgen können.
Französische Bulldoggen sind oft so gezüchtet, dass sie sehr flache Gesichter haben.
Bild: picture alliance / CHROMORANGE
Sieben neue "MAITHINK X"-Folgen ab 28. September
"MAITHINK X – Die Show" kehrt ab 28. September 2025 aus der Sommerpause zurück. Zuschauen kannst du immer sonntags um 22.15 Uhr bei ZDFneo oder im kostenlosen Livestream auf Joyn.
Schau Dir hier "MAITHINK X – Die Show" an
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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