TV-Doku "Im Kopf des Verbrechers"

Gisèle-Pelicot-Fall: Dr. Joe Bausch analysiert die Psyche der Täter in neuer True-Crime-Doku

Aktualisiert:

von Claudia Frickel

Gisele Pelicot im November 2024 im Gerichtssaal in Avignon.

Bild: IMAGO/MAXPPP


Der eigene Ehemann lässt seine Frau von Männern vergewaltigen, während sie bewusstlos ist: Was Gisèle Pelicot passiert ist, ist beinahe unsagbar. Wie ein solches Netzwerk aus Gewalt und Mitwisserschaft entstehen kann und wie die Täter funktionieren, zeigt die True-Crime-Doku "Im Kopf des Verbrechers" mit Dr. Joe Bausch.

Wie Dominique Pelicot überführt wurde

Gisèle und Dominique Pelicot leben in einer idyllischen Gegend in der südfranzösischen Provence. Das Ehepaar heiratet 1971. Gisèle trennt sich 2004 von ihrem Mann, weil er hohe Schulden angehäuft hat. 2007 heiraten die beiden erneut. Sie haben drei erwachsene Kinder und sechs Enkelkinder.

2020 beobachtet der Security-Mitarbeiter eines Supermarkts Dominique Pelicot bei einem verstörenden Verhalten: Der 67-Jährige filmt mit seinem Smartphone unter die Röcke von drei Kundinnen. Die Frauen zeigen ihn an, er wird festgenommen. In seiner Tasche findet die Polizei eine Kamera und einen Camcorder.

Aber erst die Entdeckung des Computers von Dominique Pelicot bringt die ganze Wahrheit ans Tageslicht. Auf der Festplatte befinden sich unzählige Videos und Fotos, die seine entsetzlichen Verbrechen und die anderer Männer dokumentieren. Die Taten richten sich gegen seine eigene Ehefrau.

Der Mut der Gisèle Pelicot

Fast zehn Jahre lang setzt Dominique Pelicot seine Frau schwerer sexualisierter Gewalt aus. Zwischen Juli 2011 und Oktober 2020 betäubt er sie unzählige Male mit starken Beruhigungs- oder Schlafmitteln. Gisèle Pelicot wird von ihrem Mann und 82 fremden Männern missbraucht. Die Übergriffe filmt und dokumentiert Dominique Pelicot akribisch. Doch sie ist nicht sein einziges Opfer: Auch von seiner Tochter und den Schwiegertöchtern findet die Polizei belastbare Fotos.

Wie geplant Dominique Pelicot vorgeht und welches Netzwerk an Tätern und Mitwissern er aufgebaut und genutzt hat, schockiert die Öffentlichkeit und steht im Fokus der True-Crime-Doku "Im Kopf des Verbrechens". Der Fall beherrscht die Medien und macht Gisèle Pelicot durch ihren mutigen Umgang mit dem Verbrechen zu einer feministischen Ikone und Vorreiterin im Kampf gegen sexualisierte Gewalt.

Sie will, dass sich nicht die Opfer schämen müssen. Dieses Gefühl gehöre zu den Tätern:

Die Scham muss die Seite wechseln.

Gisèle Pelicots Anwalt vor Gericht

Gisèle Pelicot sitzt im Oktober 2025 im Gerichtssaal. Einer der Verurteilten hatte das Urteil angefochten.

Bild: picture alliance / abaca


"Im Kopf des Verbrechers" blickt auf die Täter und ihre Motive

Die Polizei kann 50 Männer aus den Videos und Bildern von Dominique Pelicot identifizieren. Der Prozess gegen sie und den Ehemann beginnt im September 2024 in Avignon. Die Täter werden zu hohen Strafen verteilt, Dutzende andere bleiben aber bis heute unerkannt - und unbestraft.

Was geht in den Tätern vor? Wieso sind sie zu solcher Gewalt gegenüber Frauen fähig und warum haben sie keine Skrupel? Wie kann ein Ehemann seiner Frau so etwas antun? Diesen und anderen Fragen widmet sich Dr. Joe Bausch in der True-Crime-Doku "Im Kopf des Verbrechens".

"Im Kopf des Verbrechers" auf SAT.1 Gold und Joyn

Die Doku-Serie "Im Kopf des Verbrechers“ befasst sich seit 2016 mit der Analyse von Verbrechen. Dr. Joe Bausch hat 30 Jahre als Gefängnisarzt in Haftanstalten gearbeitet. Er versucht zu verstehen, was sich im Kopf von Menschen abspielt, die schwere Straftaten begehen. Du kennst ihn aber vielleicht auch als Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth im Kölner "Tatort".


Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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