"Galileo"-Experiment
Ein Löffel Thunfisch am Tag: So überlebten 33 Chilenen einen Minen-Einsturz
Aktualisiert:
von Luca SerdaroğluGalileo
Mutiges Selbstexperiment: Reporter Vincent durchlebt das Grubenunglück von San José
Videoclip • 20:49 Min • Ab 12
Gefangen in der Dunkelheit, ein Esslöffel Dosen-Thunfisch und ein halbes Glas Milch pro Tag: Mit dieser Ration mussten 33 Bergleute auskommen, als am 5. August 2010 die Gänge der Gold- und Kupfermine in der chilenischen Atacama-Wüste einstürzen. 700 Meter unter der Erde saßen sie fest. Wie hält ein Mensch das durch?
"Galileo" spricht mit einem Überlebenden des Unglücks
Luiz Urzua, unter den Kumpeln besser bekannt als Don Lucho war an diesem Tag Schichtleiter. Nach der Mittagspause kehrten die Bergleute zurück in die Mine, so wie jeden Tag. Um 14 Uhr spüren sie eine Erschütterung - so stark, dass die Männer glaubten, sie erleben ein Erdbeben. Ein dumpfes Grollen, dann das Geräusch einstürzender Gänge.
Don Lucho versammelte alle 33 Bergleute im Schutzraum. Jetzt hieß es, Ruhe zu bewahren und zusammenzuhalten. Ihre Nahrungsvorräte würden für zwei Tage reichen. Deswegen schreibt Luiz eine strikte Rationierung vor: ein Löffel Thunfisch, ein Keks und ein halbes Glas Milch pro Tag und pro Person. Glück im Unglück hatten die 33 Kollegen aber doch, eine unterirdische Quelle versorgte sie mit Trinkwasser. Sie wussten damals noch nicht, dass 69 Tage im Schacht vor ihnen lagen, davon 17 ohne Kontakt zur Außenwelt.
Die Rettung beginnt
700 Meter oberhalb wussten die Rettungskräfte nicht, ob die Kumpel noch am Leben waren. Allen war klar: Die Rettung würde extrem schwierig werden. Die Mine war bekannt für ihre Instabilität, ein direkter Zugang war unmöglich. Die einzigen Chancen waren Bohrungen, doch das Gestein war tückisch und die Lage der Eingeschlossenen ungewiss. Um die Chancen zu erhöhen, begann man gleichzeitig mehrere Bohrungen.
Man arbeitete Tag und Nacht, Angehörige und Journalisten campierten auf dem Minengelände. Die Chance auch nur einen der 33 zu finden, schwand mit jedem Tag.
Die erlösende Nachricht
Am 22. August kam endlich der erlösende Moment: Eine Sonde erreichte die Kammer tief unter der Erde. Kurz darauf kam eine Nachricht zurück - wenige Worte, die alles veränderten: "Wir sind hier, die 33." Sie lebten!
22. August 2010: Der chilenische Präsident Sebastian Pinera präsentiert einen Zettel auf dem steht: "Uns geht es gut im Schutzraum, die 33."
Bild: picture-alliance / dpa
Wettlauf gegen die Zeit
Alle lebten, aber wie sollten die Männer an die Oberfläche gebracht werden? Nahrung, Wasser und Briefe von Angehörigen wurden durch ein schmales Rohr geschickt, während oben fieberhaft an einem Plan gearbeitet wurde. Ein Rettungsschacht musste gebohrt werden, breit genug für eine Kapsel, die die Männer sicher nach oben bringen konnte. Doch jeder Bohrversuch war riskant: Ein Fehler konnte alles zunichtemachen und noch mehr Gänge zum Einsturz bringen. Dann, am 9. Oktober, Durchbruch! Der Schacht war fertig.
Am 12. Oktober begann die Bergung. Eine speziell entwickelte Rettungskapsel wurde hinabgelassen, Zentimeter für Zentimeter. Jeder Aufstieg war ein Drahtseilakt, jede Sekunde angespanntes Warten. Doch es funktionierte. Einer nach dem anderen kam ans Tageslicht - erschöpft, aber lebendig.
Der letzte Mann wurde am 13. Oktober aus der Tiefe geholt. Mission erfüllt. Nach 69 Tagen war die Rettung geglückt. Ein beispielloser Erfolg und ein Moment, der die Welt zusammenschweißte.
Vincent Dehler alleine unter Tage
"Galileo"-Reporter Vincent Dehler schlüpft in die Stiefel der Kumpel. Ausgerüstet mit einer Stirnlampe, ein wenig Nahrung und einer Rettungsdecke muss er in einem Minenschacht zurechtkommen. Wie lange er dort bleiben soll - oder wie viel Zeit vergangen ist, weiß er nicht. Wird er durchhalten?
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