Ein Weihnachtsklassiker auf dem Prüfstand

"Schöne Bescherung": Mehr Chaos als Christmas Spirit?

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von Alina T.

36 Jahre Weihnachten mit den Griswolds: V. l.: Clark Griswold (Chevy Chase), seine Frau Ellen (Beverly D’Angelo) und die Kinder Audrey (Juliette Lewis, oben) und Rusty (Johnny Galecki).

Bild: IMAGO / United Archives


Alle Jahre wieder darf man sich zur Weihnachtszeit auf viele Festtagsklassiker freuen. Neben "Kevin - Allein zu Haus" oder "Der kleine Lord" gehört dazu auch die Komödie "Schöne Bescherung". Redakteurin Alina hat ihn noch nie gesehen. Wie findet sie den 36 Jahre alten Kult-Film?

Weihnachten ist Filmzeit! Als großer Film- und Weihnachtsfan befinden sich deshalb Klassiker wie "Kevin - Allein zu Haus", "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" oder "Tatsächlich … Liebe" jedes Jahr aufs Neue in meiner Watchlist. Jedes Jahr stolpere ich aber auch immer wieder über den Film "Schöne Bescherung" … und habe ihn am Ende doch nicht angeschaut, weil andere Filme lauter "Hier" geschrien haben. Jetzt wurde es jedoch mal Zeit, meine Bucket List zu kürzen.

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Zwischen Kultstatus und persönlicher Erwartung

"Schöne Bescherung" aus dem Jahr 1989 - für viele eine unverzichtbare Weihnachtskomödie. Ich kannte weder die Story, noch den Trailer, und wusste nur, dass der Film sich in die großen Weihnachtsklassiker einreiht. Es geht um den dritten Film von Familie Griswold, bestehend aus Vater Clark (Chevy Chase), Mutter Ellen (Beverly D'Angelo) und den Kindern Audrey (Juliette Lewis) und Rusty (Johnny Galecki). Clark möchte seinen Liebsten ein perfektes Weihnachtsfest bieten und hat dabei nicht mit dem turbulenten Besuch der Verwandtschaft, der nicht funktionierenden Technik oder dem "Ausbleiben" des Weihnachtsbonus gerechnet. Anstelle von ruhigen Weihnachten mit seiner Familie bricht das Chaos aus, sehr zum Leidwesen des Familienvaters.

Wird der Klassiker auch für mich ein Muss zu Weihnachten? Die Bilder versprachen zumindest Humor und Weihnachtsfeeling mit viel Deko und Schnee, so wie ich es auch liebe.

Das Filmplakat von "Schöne Bescherung" (1989) wirkte für mich schon vielversprechend.

Bild: IMAGO / Capital Pictures | xCAP KFSx


Von Christmas-Songs bis Weihnachtschaos

Der Film fängt mit einem sehr netten Zeichentrick-Vorspann schon mal großartig an. Er zeigt einen tollpatschigen Weihnachtsmann, dem beim Verteilen der Geschenke durchweg Missgeschicke passieren. Von dem nebenbei laufenden Lied "Christmas Vacation" hatte ich auch nach dem Film noch einen Ohrwurm.

Erfreulicherweise beginnt die Handlung direkt mit Weihnachtsliedern und der Suche nach dem Weihnachtsbaum im Wald. Dass eine Axt oder Säge nicht zur Hand ist, hält die Griswolds nicht davon ab, den riesigen Baum mitzunehmen. Das Resultat erinnerte mich stark an "Fröhliche Weihnachten, Mr. Bean". Wie bitte haben es die vier ohne Geräte geschafft, diesen auszugraben, zum Auto zu bringen und dann auf das Dach zu hieven? Diese Szene ist zwar unrealistisch, aber sie funktioniert für mich, weil sie auf humorvolle Weise die übertriebene Art der Griswolds und ihren Wunsch nach dem perfekten Weihnachten darstellt. Als Clark beim Kürzen des Baumes eine Hockeymaske trägt und mit der Säge hantiert, musste ich hingegen direkt an den Horrorfilm "Freitag der 13." denken. Das Zurücklassen des eingeschlossenen Vaters Clark auf dem Dachboden erinnerte mich wiederum stark an die "Kevin - Allein …"-Filme. Ganz zu meiner Freude und Erwartung an einen Weihnachtsfilm waren einige Weihnachtslieder wie "O Holy Night" und "Rudolph the Red-Nosed Reindeer" zu hören.

Apropos Humor: Als großer "The Big Bang Theory"-Fan war ich natürlich besonders gespannt darauf zu sehen, wie sich Leonard-Darsteller Johnny Galecki als Kinderschauspieler in einem Weihnachtsfilm macht. Und ich muss gestehen, obwohl ich vorher bereits wusste, dass er mitspielt, habe ich ihn erst gar nicht erkannt. Je öfter ich ihn gesehen habe, desto offensichtlicher war es für mich auch, die Mimik hat sich über die Jahre nämlich kaum verändert.

Johnny Galecki als Leonard Hofstadter bei "The Big Bang Theory" und als Rusty Griswold bei "Schöne Bescherung" (1989).

Bild: Warner Bros. | IMAGO / United Archives | Adobe Stock / IBEX.Media


Der beste Part von Rusty ist, als er versucht, sich vor dem Überprüfen aller Glühbirnen an der zugegebenermaßen extrem langen Lichterkette zu drücken. Er zählt auf, was er angeblich alles noch machen müsse, unter anderem Überweisungen tätigen, die Wäsche machen und auswandern - aber klar doch.


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Allerdings ist die von den Griswolds nicht gerade freudig erwartete, nervende Verwandtschaft, die die Weihnachtsfeiertage bei ihnen verbringt, oder das Nachbarpärchen, das unter manch ihrer Aktionen leiden muss, nichts Neues. Für mich persönlich wirkt die Story hier daher weniger originell, was manche Situationen und Wendungen leider vorhersehbar machte. Auch Clarks Versuch, die meterlange Lichterkette am Haus anzubringen, zählt dazu. Die Slapstick-Einlagen, wie das Festtackern der Kleidung und der Sturz vom Dach, waren absehbar und lockten bei mir nur ein müdes Lächeln hervor.

Anfangs fand ich den Griswold-Weihnachtsfilm durchaus unterhaltsam, doch je näher es an den Weihnachtstag ging, desto chaotischer und anstrengender wurde das Schauen für mich: von dem brennenden Weihnachtsbaum angefangen bis hin zu den Polizisten, die durch die Fensterscheiben fliegen. Der Humor hat bei mir also nicht immer so recht funktioniert. Einige Witze, wie die von Cousin Eddie (Randy Quaid), wurden mir mit der Zeit auch schlichtweg zu albern und flach für einen Weihnachtsfilm. Möglicherweise sind ein paar Witze nicht mehr zeitgemäß - Humor ist ja bekanntermaßen aber auch immer Geschmackssache.


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Fazit

Der Film bringt einige Punkte an, die während der Weihnachtszeit für Probleme sorgen können, wie die anstrengende Verwandtschaft und die Tatsache, dass nicht immer alles nach Plan läuft. Seine Botschaft, dass an Weihnachten die Familie und das Beisammensein wichtiger sein sollten als materielle Dinge oder das perfekte Weihnachtsfest, geht am Ende im ganzen Chaos aber etwas unter.

Dennoch kann ich gut verstehen, warum der Film für viele zur Weihnachtszeit dazugehört, insbesondere wenn man mit dem Klassiker aufgewachsen ist und er nostalgische Gefühle hervorruft. Schließlich geht es hier ja auch um Weihnachten und Traditionen! Alles in allem ist "Schöne Bescherung" für mich eine unterhaltsame Komödie, die zwar an manchen Stellen etwas überdreht ist, aber es auch wert ist, in die Weihnachtsklassiker-Watchlist aufgenommen zu werden.


Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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