Den Orchideen sei Dank
True Crime im "SAT.1-Frühstücksfernsehen": So überlebte Nathalie Schöffmann ihre Entführung
Aktualisiert:
von Peter Falan P.Auf Joyn ansehen
Sechs Stunden Todesangst
Videoclip • 10:15 Min • Ab 12
Im Juli 2019 wurde Nathalie Schöffmann unweit ihres Wohnorts entführt. Die Triathletin hat das Undenkbare geschafft: Sie ist lebend aus der Situation herausgekommen. Rund sechs Jahre später spricht sie im "SAT.1-Frühstücksfernsehen" über ihre Erlebnisse.
2019, Nähe Graz (Österreich): Rund drei Monate sind vergangen, seit sie ihr Kind zur Welt gebracht hat. Der 26-jährigen Leistungssportlerin brennt es unter den Nägeln, wieder sportlich aktiv zu werden. Für eine Trainingsfahrt schwingt sie sich auf ihr Rennrad und fährt eine Route in der Umgebung ihres Heimatortes. Doch das Training wird sie an dem Tag nicht beenden.
Der True-Crime-Fall Nathalie Schöffmann: Diese schreckliche Zeit musste die Triathletin durchmachen
Der "Kronen Zeitung" erzählte Schöffmann (geb. Birli) im Interview, dass sie von einem roten Kastenwagen zu Fall gebracht wurde. Der Fahrer schlug mit einem Holzstock auf sie ein, fesselte und kidnappte sie. "Dann muss ich eine Zeit lang bewusstlos gewesen sein", berichtet sie. Mehr als sechs Stunden befand sie sich in Gefangenschaft.
Ich hab gespürt, dass ich in einem abgelegenen Haus bin und mich dort sicher niemand finden wird.
Dort flößte ihr der Entführer ihr unter anderem Alkohol ein und versuchte, mit ihr baden zu gehen. "Für den Täter war es ein absurdes Date mit mir", erklärte Schöffmann im "SAT.1-Frühstücksfernsehen". Als die Gefangene sich gewehrt hat, wollte er sie in der Badewanne ertränken.
Trotz dieser Schrecken hatte sie keine Todesängste. Stattdessen gingen ihr viele Fragen durch den Kopf: "Wie könnte ich wieder freikommen? Was könnte passieren? […] Hält er mich ewig fest? Bringt er mich um? Was passiert als Nächstes?"
Rational suchte sie nach einem Ausweg - trotz Schmerz und Angst entging ihr nichts im Horror-Haus des Peinigers: Auch nicht die schönen Orchideen, die so gar nicht zur restlichen Ausstattung passten - "das einzige Schöne", so das Entführungsopfer. Sie sprach ihn darauf an, versuchte, eine Bindung herzustellen und Zeit zu schinden. Mit Erfolg! "Ab da hat er 'Du' zu mir gesagt, vorher hat er mich gesiezt", sagte sie der Kulturzeitschrift "Merkur". Als er ihr schließlich von seinem Leben erzählte, machte sie ihm einen Vorschlag: Sie täten so, als wäre alles ein Unfall und "du lässt mich jetzt gehen."
Der Mann ging auf den Vorschlag ein und fuhr sie nach Hause. Gegenüber "Merkur" beschrieb sie die finale Fahrt so: "Ich hatte bis zuletzt Angst, dass er mich doch noch woanders hinfährt und mich dort umbringt." Später wurde bei Untersuchungen im Krankenhaus ein Bruch im linken Unterarm festgestellt und behandelt. Der Täter wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt. Welches Trauma er der jungen Mutter angetan hatte, wurde ihm nie klar. "Er versteht nicht, warum er vor Gericht sitzt, denn er hat mich doch nach Hause gebracht", so Schöffmann.
So hat Nathalie Schöffmann das Vertrauen des Entführers gewonnen
Im "SAT.1-Frühstücksfernsehen" erzählt die Österreicherin, wie sie es geschafft hat, den Täter zu überreden, sie am gleichen Tag freizulassen. Nachdem die Gefangene mit ihm durch die Orchideen ins Gespräch gekommen war, fand sie heraus, dass er "keinen Anschluss hat, keine Freunde hat - ganz alleine in dem verwahrlosten Haus lebt".
Daraufhin bot die Sportlerin ihm an, "Freunde zu finden". Das Angebot nahm er an, und sie tauschten ihre Handynummern aus. "Er hat darauf vertraut, dass ich ihn am nächsten Morgen anrufen würde und ihm helfen würde, Anschluss zu finden", so Schöffmann.
Als er sie schließlich vor ihrem Zuhause absetzte, rannte sie sogleich rein und verriegelte die Tür. Das Unheil war überstanden.
Es war mit Abstand der schönste Moment in meinem Leben, weil ich einfach so unfassbar glücklich war, aus dieser Situation wieder heil herausgekommen zu sein.
Nachdem sie sich wieder in Sicherheit wähnte, nahm sie ihr Baby in die Arme. Die Schilderung rührte SAT1.-Moderatorin Marlene Lufen zu Tränen.
Montag bis Freitag ab 05:30 Uhr und sonntags ab 9 Uhr
Fernsehfilm und Doku über Nathalie Schöffmanns Horror-Erlebnis und die Zeit danach
In Esther Rauchs True-Crime-Thriller "Ohne jede Spur - Der Fall Nathalie B." wurden die dramatischen Stunden der Entführung und Gefangenschaft nachgestellt. Das Drehbuch stammt von Jonas Brans und Lia Perez.
Die Triathletin hat bei der Entstehung des Filmes mitgewirkt. Den Grund für die Arbeit am Film nannte sie "Merkur": "Rückblickend gesehen hat es mir geholfen, mit der Sache abzuschließen. Es ist so lange her, dass ich inzwischen eher die Szenen aus dem Film vor Augen habe als meine eigenen Erinnerungen."
Luise von Finckh spielte darin Nathalie Schöffmann. Zum weiteren Cast zählen Robert Stadlober, Claudia Kottal, Benjamin Sadler, Aglaia Szyszkowitz und Stefan Gorski.
Der Dokumentarfilm "Das zweite Leben von Nathalie" führt die Geschichte des fiktionalen Werkes fort. Sie befasst sich mit dem Ausgang der Geschehnisse - und wie die Österreicherin mit den Folgen der Entführung umgeht.
Ob sie jemals mit dem tragischen Vorfall abschließen konnte? "Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen. Ich würde sagen: ja - aber es war nicht einfach. Am Anfang ist es mir echt nicht gutgegangen", erklärte Schöffmann im "SAT.1-Frühstücksfernsehen".
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