2020 endete die Serie

40 Jahre "Lindenstraße": Was wurde aus den Stars?

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von dpa

35 Jahre lang lief "Lindenstraße" im Fernsehen. Vor fünf Jahren wurde die letzte Folge ausgestrahlt. Am 8. Dezember feiert die Kultserie 40. Jubiläum.

Bild: picture-alliance / dpa | Roland Scheidemann | imago images/Deutzmann


Vor 40 Jahren eroberte die Kultserie "Lindenstraße" die Bildschirme. Was machen die Stars, die uns damals so begeisterten heute? Und wer hat das Rampenlicht hinter sich gelassen?

Das Leben dieser Nachbarn interessierte Millionen: Die "Lindenstraße" erreichte schnell Kultstatus. Am 8. Dezember 1985 lief die erste Folge der ARD-Serie. Von da an erzählte die von Produzent Hans W. Geißendörfer erfundene Soap Sonntag für Sonntag Alltagsgeschichten in allen Facetten - fast 35 Jahre lang, bis zu ihrem Aus im März 2020.

Was machen die Schauspieler heute und welche persönlichen Erinnerungen verbinden sie mit der "Lindenstraße"? Die Deutsche Presse-Agentur hat mit einigen von ihnen gesprochen.


Joachim H. Luger

Sieben Jahre nach seinem Ausstieg lebt Joachim H. Luger ein eher ruhigeres Leben mit seiner Frau.

Bild: IMAGO/Future Image


In der ersten Folge der "Lindenstraße" gab es weihnachtliche Hausmusik bei Familie Beimer. Joachim H. Luger spielte den Vater "Hans" und wurde zu einem der bekanntesten Gesichter der "Lindenstraße". Er erinnert sich noch genau, wie alles anfing. "Als ich meinen Vertrag unterschrieben hatte, schickte man mir die Drehbücher. Das war ein bleischweres Paket und ich dachte: "Oh Gott, wie soll ich das alles lernen?"."

Das Soap-Format war damals etwas völlig Neues im deutschen Fernsehen. "Darum war es am Anfang ziemlich chaotisch", sagt der 82-Jährige. Das Tempo, die Arbeit mit mehreren Kameras, die ganzen Vorgaben - "es war wirklich Learning by doing für uns alle".

In den ersten Jahren, als es erst wenige TV-Programme gab, erzielte die "Lindenstraße" Traum-Einschaltquoten. "Es gab einen regelrechten Hype um die Serie, plötzlich war man bundesweit bekannt." Nicht alle Zuschauer unterschieden zwischen Fiktion und Realität. Als der augenscheinlich brave Familienvater "Hans" seine "Helga" für "Anna" (Irene Fischer) verließ, sei er mehrfach auf der Straße von wildfremden Menschen beschimpft worden, erzählt Luger.

Nach seinem Ausstieg aus der Serie im Jahr 2018 spielte er an vielen deutschen Boulevard-Theatern. Er macht häufig Lesungen und reist viel. Der leidenschaftliche Segler lebt mit seiner Frau in Bochum und Berlin.

Marie-Luise Marjan

Auch heute wird Marie-Luise Marjan auf ihre Rolle in der Kultserie angesprochen.

Bild: IMAGO/STAR-MEDIA


Sie werde noch immer sehr häufig auf die "Lindenstraße" angesprochen, sagt Marie-Luise Marjan. Kein Wunder, schließlich war sie als "Helga Beimer" das Gesicht der Serie. "Manchem entfährt ein freudiges "Oh, Mutter Beimer, wie schön, Sie zu sehen! Mit Ihnen bin ich groß geworden.""

Viele Zuschauerinnen und Zuschauer erinnerten sich an die "Lindenstraße" nostalgisch als eine Art "wärmendes Lagerfeuer, um das man sich versammelte", meint Marjan. "Man schaute die neue Folge sonntagabends gemeinsam und am nächsten Tag wurde in den Büros darüber diskutiert."

Das anfängliche Familienidyll der Beimers zerbrach nach wenigen Jahren. Die biedere Hausfrau "Helga" eröffnete ein Reisebüro und fand nach der Trennung von "Hans" mit "Erich Schiller" (Bill Mockridge) eine neue Liebe.

An der Ausgestaltung ihrer Rolle habe sie selbst mitgearbeitet, sagt die 85-Jährige. "Ich habe eine zwölfseitige Biografie für "Helga" geschrieben und meine eigenen Vorstellungen eingebracht." Mit ihrem eigenen Leben habe "Mutter Beimer" aber wenig zu tun.

Das gilt auch für "Helgas" legendäres Ritual, sich in schwierigen Situationen zum Trost Spiegeleier zu braten. "Wenn ich persönlich traurig bin, esse ich lieber Schokolade oder Trüffelpralinen", sagt Marjan schmunzelnd.

Moritz A. Sachs

Moritz A. Sachs hat die Schauspielerei hinter sich gelassen, bleibt dem Fernsehen aber weiterhin verbunden.

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Der Darsteller des "Klaus Beimer" steht jetzt nicht mehr vor, sondern hinter der Kamera - als Produktionsleiter der ARD-Krimiserie "Watzmann ermittelt". "Beides hat seinen Reiz - aber jetzt habe ich eher das Gefühl, dass ich mir etwas erarbeitet habe", sagt Moritz A. Sachs über seinen aktuellen Job.

Mit sieben Jahren startete er als "Klausi" seine "Lindenstraße"-Karriere. "Ich habe so früh dort angefangen, dass das damals für mich kein Wendepunkt war - es war für mich ganz normal, wie zur Schule zu gehen."

Seine Kolleginnen und Kollegen seien "eine Art zweite Familie" für ihn gewesen, in der er aufgewachsen sei und teils enge Freundschaften geschlossen habe, sagt der 47-Jährige. "Auch wenn es mir momentan beruflich sehr gut geht: Menschlich fehlt die "Lindenstraße" mir manchmal extrem."

Andrea Spatzek

Andrea Spatzek bleibt ihrer Liebe zur Schauspielerei treu - allerdings nicht im Fernsehen.

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"Wir haben nicht die Reichen und die Schönen gebracht, sondern waren die ganz normalen Nachbarn von nebenan, mit alltäglichen Problemen", sagt Andrea Spatzek. "Es gab keine Schenkelklopfer oder gar eingespielte Lacher wie bei Komödien, sondern im Gegenteil auch schwere Themen. Außerdem hatten wir durch die Aktualisierungen immer die Möglichkeit, das Weltgeschehen zu kommentieren. Das war schon etwas Besonderes."

Ihre Figur "Gabi" war das Herz der Großfamilie "Zenker" - eine bodenständige Frau, die trotz vieler Tiefschläge immer Optimismus ausstrahlte. "Ich habe die Gabi oft so reagieren lassen, wie ich selbst reagiert hätte", sagt Spatzek.

Der Start der "Lindenstraße" war für sie auch privat ein großer Umbruch: "Ich bin deswegen aus Wien nach Köln gezogen - und bis heute dort geblieben." Beruflich ist die 66-Jährige zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und spielt vorwiegend wieder Theater.

Moritz Zielke

Moritz Zielke blieb nicht bei der Schauspielerei, stattdessen interessiert er sich für Design.

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Das Aus der "Lindenstraße" sei für ihn "wie ein Trennungsschmerz" gewesen, sagt Moritz Zielke. "Das war schon wie das Ende einer Liebesbeziehung. Ich hatte damit auch ein Stück meines Alltags verloren." Der Mann mit den auffälligen Dreadlocks hatte fast 30 Jahre lang den "Momo Sperling" gespielt.

Nebenher baute Zielke sich schon früh ein weiteres Standbein auf, indem er Design studierte. Mit seiner jetzigen Frau gründete der 52-Jährige in Köln ein Büro für nachhaltiges Design und Innenarchitektur. Heute richtet das Paar Bio-Cafés ein, baut Tiny Houses und entwirft Öko-Möbel - unter anderem aus Pappe.

Rebecca Siemoneit-Barum

So ganz konnte Rebecca Siemonet-Barum die Lindenstraße doch nicht loslassen.

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Die 48-Jährige kümmert sich als Veranstaltungsleiterin um das Unterhaltungsprogramm bei der Landesgartenschau in Rheinland-Pfalz, die 2027 in Neustadt an der Weinstraße stattfinden soll. Außerdem tritt Rebecca Siemoneit-Barum, die aus einer Zirkusfamilie stammt, als Moderatorin und Sängerin bei Events auf.

In der "Lindenstraße" spielte sie die Karrierefrau "Iffi Zenker", die versuchte, den Spagat zwischen Arbeit und Mutter zu meistern. "Die Iffi wird immer ein Teil meines Lebens sein", sagt Siemoneit-Barum. "Aber ich finde es schön, mich auch ohne Iffi weiterzuentwickeln."

Zusammen mit Claus Vinçon («Käthe Eschweiler») hält sie die Serie durch den wöchentlichen Podcast "Linsenstrasse" lebendig. Zum Jubiläum gibt es eine Live-Ausgabe aus dem Technikmuseum Speyer, das viele "Lindenstraße"-Requisiten in einer Dauerausstellung zeigt.

Hermes Hodolides

Nicht nur in der Serie führt Hermes Hodolides ein Restaurant.

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Das Restaurant "Akropolis" war DER Treffpunkt der "Lindenstraße"-Bewohner - hier wurden Geburtstage gefeiert, Diskussionen geführt und Pläne geschmiedet. Der Darsteller von Wirt "Vasily Sarikakis", Hermes Hodolides, führt in Euskirchen bei Bonn auch tatsächlich ein Restaurant. "Allerdings nicht mehr lange", wie der 62-Jährige sagt. "Es war eine schöne lange Zeit in Deutschland, aber die griechische Heimat ruft."

Der gelernte Bühnenbildner war zum Start der Serie Hals über Kopf nach Deutschland gezogen, nachdem ein Bekannter ihn für die Rolle empfohlen hatte. Regisseur Hans W. Geißendörfer habe ganz bewusst nicht auf Stars, sondern auf vorwiegend unbekannte Gesichter gesetzt, sagt Hodolides.

Fast 40 Jahre hierzubleiben sei damals überhaupt nicht sein Plan gewesen - es habe sich einfach so ergeben. Geißendörfer habe ihn zunächst für ein Jahr engagiert, danach für weitere drei Jahre - "das war ein Traum". Und dann sei die Serie - und damit auch sein Vertrag - immer wieder verlängert worden.


Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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