"taff"-Reportage
Ketamin gegen Depressionen: Wie gefährlich ist die Droge? Hilft sie wirklich?
Aktualisiert:
von Julia WolferAuf Joyn ansehen
Trenddroge Ketamin: Wertvolles Therapiemittel oder gefährliche Partydroge?
Videoclip • 11:42 Min • Ab 12
Ketamin ist längst nicht mehr nur ein Narkosemittel für den OP-Saal. Das weiße Pulver gilt vielen inzwischen als Hoffnungsträger in der Psychotherapie. Das Team von "taff" beleuchtet in zwei persönlichen Geschichten Chancen und Risiken von Ketamin.
"Ohne das Ketamin hätte ich mich niemals von meinem Trauma gelöst" - so beschreibt die 27-jährige Gaby ihre Rettung in der "taff"-Reportage "Trenddroge Ketamin: wertvolles Therapiemittel oder gefährliche Partydroge?" Der Berliner Micha erlebte das Gegenteil: "Dass ich heute noch lebe, ist eigentlich ein Wunder." In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Geschichten zweier Menschen, die auf Heilung durch Ketamin setzten.
Ketamin: Hoffnung in der Psychotherapie
"Special-K", "Kate" oder "Vitamin-K" - Ketamin ist vielen vor allem als Partydroge bekannt. Doch die Substanz wurde ursprünglich in den 1960er-Jahren als Narkosemittel für die Human- und Tiermedizin entwickelt. Inzwischen kommt sie auch bei Depressionen oder Zwangsstörungen zum Einsatz.
Wenn klassische Antidepressiva nicht helfen, bezahlen Krankenkassen in Deutschland unter Umständen eine Therapie mit Esketamin-Nasenspray, einer speziell zugelassenen Variante des Wirkstoffs. Ketamin-Injektionen hingegen haben für die Anwendung in der Psychotherapie keine Zulassung. Im Rahmen einer Off-Label-Therapie müssen sie von den Patient:innen selbst bezahlt werden.
Als Betäubungsmittel ist Ketamin streng reguliert: Nur Ärzt:innen dürfen es bei entsprechender Diagnose verschreiben und anwenden. Der illegale Besitz und Handel sind strafbar, dennoch wächst der Schwarzmarkt stetig.
Ähnlich ist es in den USA: Auch dort dürfen nur speziell ausgebildete Mediziner:innen das Mittel in Eigenverantwortung anwenden. Eine von ihnen ist die Psychiaterin Lea Lis. In ihrer Praxis in den Hamptons im US-Bundesstaat New York behandelt sie seit rund drei Jahren Patient:innen mit Ketamin. Die 49-Jährige ist von der Methode überzeugt: "Wir behandeln Zwangsstörungen, Depressionen, Traumata. Viele klassische Antidepressiva helfen da nicht, aber Ketamin funktioniert gut. Sehr gut sogar."
Wie das Gehirn auf Ketamin reagiert
Im Gehirn beeinflusst Ketamin den Botenstoff Glutamat, der für Lernen und Stimmung eine zentrale Rolle spielt. Während klassische Antidepressiva die Konzentration von sogenannten "Glückshormonen" wie Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin langsam erhöhen, regt Ketamin die schnelle Bildung neuer Verbindungen zwischen Nervenzellen an. Das kann helfen, festgefahrene Denkmuster zu lösen - ein entscheidender Vorteil für die Psychotherapie.
Eine von Lea Lis‘ Patient:innen ist die 27-jährige Gaby. Sie wurde als Kind adoptiert und mehrfach missbraucht. Irgendwann floh sie von Brasilien in die USA - die Suizidgedanken blieben. Jahrelang nahm sie Antidepressiva, doch die Mittel konnten ihr nicht helfen. Erst die Ketamin-Behandlung brachte Fortschritte. Die Behandlung ist allerdings kostspielig: 1.000 US-Dollar kostet eine Sitzung bei Lea Lis.
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Prominente outen sich als Ketamin-Fans
Auch berühmte Geschäftsleute wie Elon Musk oder der ehemalige Präsident der Google-Holding Alphabet, Sergey Brin, sind von der Wirkung des weißen Pulvers begeistert und outen sich öffentlich als Fans. Sie versprechen sich vom psychoaktiven Effekt der Droge kreative Durchbrüche und ein besseres Leben.
Lea Lis gibt zu, dass auch sie schon viele Prominente in ihrer Praxis behandelt hat. Eine Gefahr für ihre Patient:innen sieht sie bei der umstrittenen Behandlung nicht: "Wir bleiben durchgehend bei unseren Patienten, sie dürfen es nicht mit nach Hause nehmen und wir kennen die richtige Dosierung."
Matthew Perry: Aus Therapie wurde Sucht
Dass das trotzdem nicht immer gut geht, zeigt das Beispiel von Schauspieler Matthew Perry. Der "Friends"-Star ist 2023 in seinem Pool ertrunken. Die Autopsie ergab: Perry hatte große Mengen Ketamin im Blut. Auch er ließ sich wegen Depressionen mit Ketamin behandeln - nachdem es ihm sein Arzt nicht mehr verschreiben wollte, soll er es sich illegal beschafft haben.
"Ich kann nicht garantieren, dass jemand, der hier Ketamin nimmt, es nicht auch auf einer Party konsumiert", sagt Lea Lis. "Das Beste, was wir tun können, ist, über die Risiken aufzuklären." Dazu zählen ein starker und schneller Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz, was schwere Herz-Kreislauf-Probleme und Organschäden verursachen kann. Zudem macht Ketamin abhängig.
Risiken der Ketamin-Therapie
Der Berliner Micha versuchte, sich mit Ketamin selbst zu therapieren. Die ersten zwei Wochen habe ihm das Mittel geholfen, dann sei es umgeschlagen. Der ehemalige Krankenpfleger rutschte in die Abhängigkeit.
Welche Folgen die Ketaminsucht für Micha hatte und warum Gaby trotz der Risiken weiterhin auf die Therapie mit der Droge setzt, erfährst du in der "taff"-Reportage.
"taff"-Reportage "Trenddroge Ketamin: Wertvolles Therapiemittel oder gefährliche Partydroge?"
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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