Zeugnisse des Schreckens

Joyn-Reportage: Thilo Mischke mit Deutschen im syrischen Foltergefängnis

Aktualisiert:

von Lars-Ole Grap, Peter Falan P.

Die Joyn-Reportage "Spurlos verschwunden - der Deutsche aus dem Folterknast" zeigt, welche grausamen Spuren das syrische Regime hinterlassen hat. Thilo Mischke begleitet Martin Lautwein, der unschuldig in Gefangenschaft geriet und über Tage hinweg gefoltert wurde. Im "SAT.1-Frühstücksfernsehen" haben die beiden zudem darüber gesprochen, wie es zu dieser Reportage kam.

"Vor sieben Tagen wurden hier noch Leute gefoltert": Thilo Mischke beleuchtet in "Uncovered" Syriens Gefängnisse

Martin Lautwein war für eine Hilfsorganisation in Syrien tätig und erlebte 2018 das Unvorstellbare: 48 Tage lang war er in einem syrischen Foltergefängnis eingesperrt - unschuldig, auf kaum zwei Quadratmetern, isoliert und ohne Hoffnung auf Rettung. Doch anders als viele andere syrische Häftlinge kommt Martin frei.

Ein unerwarteter Umbruch in Damaskus ermöglicht es Martin und Thilo schließlich nach Syrien einzureisen und in das befreite Gefängnis zurückzukehren. Hier zeigt sich noch immer das ganze Ausmaß der Gewalt. Nur wenige Tage vor ihrem Besuch wurden hier noch Menschen misshandelt. "Was sind das für Striche an der Wand?", fragt Mischke während des Rundgangs. "Das ist von den Kakerlaken, wenn du die daran zerdrückst", antwortet Martin.

Die Spuren dessen, dass das hier ein Foltergefängnis war, sind einfach da. Vor sieben Tagen wurden hier noch Leute gefoltert.

Thilo Mischke

Neben Martin berichtet auch Karim (29), der zehn Jahre in verschiedenen Foltergefängnissen Syriens verbringen musste, von den Schrecken des Assad-Regimes. Er gibt tiefe Einblicke in die Welt eines Volkes, das 54 Jahre lang unterdrückt wurde.

Das hat uns als Reporter:innen vor Ort wirklich betroffen. Selten hat eine Recherche so lange psychische Konsequenzen für uns alle gehabt, wie die Recherchen in Syrien.

Thilo Mischke

Ganze Folgen "Uncovered" mit Thilo Mischke


"SAT.1-Frühstücksfernsehen"-Interview: So kam es zur Folterknast-Reportage

Mischke und Lautwein verbindet mittlerweile eine enge Freundschaft, die im Laufe der Recherche entstanden ist. Am 10. November haben sich die beiden über ihr Kennenlernen im "SAT.1-Frühstücksfernsehen" geäußert. Sie saßen zufällig im selben Wagen nach einer Corona-Demonstration. Als das Thema Syrien in einem Gespräch zwischen Mischke und einer weiteren Person genannt wurde, meldete sich Lautwein zu Wort. Der Reporter beschreibt die Situation wie folgt: "Dann sagte Martin von hinten im Auto: 'Ach, da war ich auch mal!' Und dann hat Martin sehr lange auf dieser Rückfahrt seine Geschichte erzählt".

Lautwein konnte sich Mischke gegenüber so frei äußern, da er keine Angst haben musste, dass seine "Familie dort verhaftet wird". Er selbst wurde in Syrien festgenommen aufgrund des Spionage-Verdachts, laut Lautwein "ein Klassiker in Diktaturen". "Ob die da selbst dran geglaubt haben, wage ich zu bezweifeln", mutmaßt er. Dass er sich ab dem Zeitpunkt des Gefängnisaufenthaltes in Lebensgefahr befand, war im seit Tag eins bewusst, da andere Inhaftierte "gefoltert wurden".

Überzeugt werden, seine schlimmen Erfahrungen in "Uncovered" zu teilen, musste Lautwein nicht. Ihm sei es ein wichtiges Anliegen gewesen, die Missstände der Assad-Regierung an die Öffentlichkeit zu tragen.

Was ihm genau widerfahren ist, kannst du in der Reportage "Spurlos verschwunden - der Deutsche aus dem Folterknast" auf Joyn sehen.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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