Adieu mit rauchiger Stimme

Liebes-Comeback im letzten "Tatort" von Mechthild Großmann: So rührend war ihr Abschied

Aktualisiert:

von teleschau / Update C3 Newsroom

Mechthild Großmann verabschiedete sich mit "Tatort: Die Erfindung des Rades" von ihrer Rolle als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm.

Bild: WDR/Frank Dicks


Im Rückspiegel baumelt ein alter Verlobungsring. Die Staatsanwältin fährt davon. Das war’s. Mechthild Großmann verabschiedete sich in der 48. Folge für immer vom "Tatort"-Münster. Zur Ruhe setzen will sich die 76-Jährige noch lange nicht.


Immer sonntags im ARD-Livestream auf Joyn


Mit Spannung erwartetes Ende

"Kann ich hier rauchen?" Dieser Satz ist ab sofort Geschichte im Münsteraner "Tatort"-Universum: Die beliebte Staatsanwältin Klemm aka Mechthild Großmann ist gegangen. Für immer. Glücklicherweise nicht durch einen Serientod, sondern so rührend wie noch nie gesehen …

In ganz Deutschland eiferten "Tatort"-Fans der Münster-Folge "Die Erfindung des Rades" am 7. Dezember 2025 entgegen. Es war klar: In dieser Episode wird die Schauspielerin nach knapp einem Vierteljahrhundert und 48 Einsätzen für immer Abschied von ihren Kollegen Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) nehmen. Und alle fürchteten einen Serientod.

Liebe statt Drama

Doch es endete nicht tragisch. Im Gegenteil. Im letzten Ermittlungsfall wurde es für Staatsanwältin Klemm ungewohnt persönlich: Sie kannte den Hauptverdächtigen. Er hatte ihr nämlich - was bislang keiner wusste - vor vielen Jahren einen Heiratsantrag gemacht. Und auch wenn sie wusste, dass er "sicher kein Heiliger" sei, so ist sie felsenfest überzeugt, dass ihr Ex kein Mörder ist und bittet Thiel, den Fall noch mal genau unter die Lupe zu nehmen.

Der Schlussakt hätte dann romantischer nicht sein können. Die beliebte Staatsanwältin verlässt das Tatort-Set freiwillig. Es stellt sich heraus: Sie hatte mit ihren Vermutungen über den Ex recht - und am Ende tuckert das frisch verliebte Best-Ager-Pärchen in einem Bulli glücklich und verliebt davon - in eine gemeinsame Zukunft.

Mechthild Großmann: Viel mehr als nur rauchige Stimme

Man weiß immer, was man hatte, wenn es nicht mehr da ist. Das wird, was den Münsteraner "Tatort" angeht, nach dem Weggang von Mechthild Großmann genauso sein. 23 Jahre lang, vom ersten Fall des Ermittler-Duos Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) an, spielte sie die kettenrauchende Staatsanwältin Wilhelmine Klemm. Auch wenn sie ihre Rolle als schicke und gleichzeitig burschikose Chefin von Thiel selbst als "kleine Zubringerrolle" bezeichnete, so wurde sie doch um heimlichen Star.

Mechthild Großmann ist ein echter Tanzprofi

Ihr markantestes Markenzeichen ist akustisch. Ihre Stimme ist so rauchig und tief, dass es nicht verwundert, dass Kommissar Thiel sie im ersten Münster-"Tatort" ("Der dunkle Fleck", gesendet am 20. Oktober 2002) für einen Mann hielt. Natürlich zog Großmann am Set eine Menge Zigaretten durch - aber die tiefe Stimme rührt nicht daher. Sie sagte selbst, sie habe die sonore Stimme schon als Kind gehabt und die sei auch darauf zurückzuführen, dass sie fast keine Stirn- und Kieferhöhlen habe.

Großmann kam - welch schöner Zufall - in Münster zur Welt, aber es dauerte, bis sie - fiktiv - in ihre Geburtsstadt zurückkehrte. Zunächst sah es nämlich so aus, als würde Großmann, viertes Kind einer Übersetzerin und eines Kaufmanns, als Tänzerin Karriere machen. Sie besuchte das katholische Mädchengymnasium Marienschule, hatte früh Ballettunterricht und tanzte professionell. Dann aber zog sie nach Hamburg und machte eine Schauspielausbildung.

Großmann nahm über 40 Hörbücher auf

Mechthild Großmann debütierte 1969 am Bremer Theater am Goetheplatz und spielte dort und später in Stuttgart und Bochum jede Menge starke Frauenrollen. Zudem war sie von 1976 bis 2001 Mitglied und starke Stütze des Tanztheaters Pina Bausch.

1980 gab sie in Fassbinders Serie "Berlin Alexanderplatz" ihr TV-Debüt. Seither war sie an 43 Produktionen beteiligt, war unter anderem in Serien wie "Der Fahnder", "Ein Fall für zwei" und "Adelheid und ihre Mörder" sowie in Filmen wie "Mutterglück", "Zwerg Nase" oder "Prinz Himmelblau und Fee Lupine" zu sehen. Im Historiendrama "Die Päpstin" von Sönke Wortmann gab sie die Erzählerin.

Ihre markante Stimme setzte sie außerdem als Synchronsprecherin ("Die Unglaublichen" als Edna "E" Mode) und in über 40 Hörbüchern ein.

Huldigung auf Knien

Die Rolle der Wilhelmine Klemm machte sie einem breiteren Publikum bekannt. Bei der Premiere ihres letzten "Tatort"-Einsatzes, für den in Münster fünf Kinosäle gebucht wurden, wurde sie verabschiedet, wie es sich für eine Legende des Formats gehört. Axel Prahl huldigte ihr sogar auf Knien. Christine Urspruch, die Boernes Assistentin Silke "Alberich" Haller darstellt, würdigte ihre baldige Ex-Kollegin ebenfalls: "Mit Mechthild zu arbeiten, war ein Geschenk für uns alle. Und ohne zu viel zu verraten. Ihr Abschied aus Münster wird ein Geschenk für die Zuschauer."


Lust auf noch mehr Krimis?


Ist eine Rückkehr von Staatsanwältin Klemm denkbar?

Privat war Großmann lange mit dem Regisseur Stephan Meyer zusammen, der unter anderem den Krimi "Die achte Todsünde: Gespensterjagd" (2000) und die "Tatort"-Folge "Mörderspiele" (2004) mit ihr inszenierte. Beide haben eine 1991 geborene Tochter.

Großmann, die in Hamburg lebt, hört zwar mit dem "Tatort" auf, nicht aber mit der Schauspielerei. Sie wird demnächst richtig viel Theater machen, wörtlich. Unter anderem und neben vielen Lesungen wird sie im Februar und März in "Das Vermächtnis" spielen. Und zwar - endlich kehrt sie real zurück - im Schauspielhaus Münster.

Zudem gibt es gute Nachrichten für ihre "Tatort"-Fans. Denn Schauspielkollege Axel Prahl verriet: "Sie hat ja auch angeboten, dass sie sich unter gewissen Umständen auch vorstellen könnte, mal als Überraschungsgast wieder dabei zu sein. Das fände ich zum Beispiel großartig!"

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.


Mehr entdecken