Wenn Figuren immer wieder auferstehen
Niemand bleibt tot! Warum Blockbuster an Spannung verlieren
Veröffentlicht:
von Annalena G.Sind Helden niemals wirklich tot? Was steht überhaupt noch auf dem Spiel?
Bild: picture alliance / SIPA | LILO; vectorfusionart_adobe.stock.com
In der Welt der Blockbuster scheint eine neue Regel zu gelten: Niemand stirbt so richtig. Die Wiederbelebung ikonischer Figuren gehört mittlerweile zum Standard der Film-Franchises - und hat Konsequenzen für das Kinoerlebnis. Wenn selbst der Tod nicht mehr endgültig ist, was steht dann noch auf dem Spiel?
Gerade erst feiert das "John Wick"-Spin-off sein Comeback. Dieses Mal mit dem Film "Ballerina", in dem Ana de Armas als tanzende Killerin Rache nimmt. Doch das ist nur der Auftakt, denn auf der CinemaCon wurde im April angekündigt, dass Keanu Reeves in "John Wick 5" zurückkehren wird. Wer "Kapitel 4" gesehen hat, erinnert sich: John Wick stirbt. Eindeutig. Endgültig. Oder?
Scheinbar gehörte der Grabstein zu einem leeren Grab, denn obwohl der vierte Teil wie ein Abschluss inszeniert wurde, war vielen Zuschauenden bereits klar: Das kann es noch nicht gewesen sein. In einer Ära, in der jedes Franchise auf maximalen Profit ausgerichtet ist, wird ein Held nur dann beerdigt, wenn man ihn später auch wieder ausgraben kann.
Der Tod als Stilmittel - aber ohne Konsequenz
Während ein Serien- oder Filmtod vor einigen Jahren noch etwas Dramatisches und Endgültiges war, etwas, bei dem Zuschauende mitgelitten haben und was betrauert wurde, hat das Ende seine Endgültigkeit verloren. Hollywood hat uns daran gewöhnt, dass der Tod in Blockbustern kaum mehr etwas bedeutet. James Bond opferte sich am Ende von "Keine Zeit zu sterben" heroisch - nur um im Abspann anzukündigen, dass "James Bond zurückkehren wird". Superman stirbt in "Batman v Superman", um nur kurze Zeit später in "Justice League" wieder aufzuerstehen. Und auch das große "Snap"-Finale in "Avengers: Infinity War", bei dem Fan-Lieblinge zu Staub zerfielen, wurde in der Fortsetzung selbstverständlich rückgängig gemacht.
Was diese Beispiele eint: Man will das Publikum emotional bewegen, aber nicht mit echten Konsequenzen verprellen. Der Tod wird so zur dramaturgischen Schockkulisse, aber nicht mehr zum endgültigen Wendepunkt der Geschichte - und es ermöglicht den großen Studios, in weiteren Spin-offs und Franchises Geld mit den Figuren zu verdienen.
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Ein Trend mit Geschichte
Ganz neu ist das alles jedoch nicht. Schon 1978 wurde Michael Myers in "Halloween" scheinbar erschossen - nur um Sekunden später spurlos zu verschwinden. Dieser eine Moment legte den Grundstein für die Wiederkehr zahlreicher Bösewichte und Helden.
Mittlerweile ist diese Praxis so etabliert, dass sie das Erleben von Filmen fundamental verändert. Als Zuschauer:in weiß man: Nichts ist endgültig und nichts so, wie es scheint. Bestes Beispiel: Die James-Bond-Reihe. Wie oft ist 007 bisher gestorben? Nur um im nächsten Teil wieder von den Toten aufzuerstehen, um sich in neue Abenteuer zu stürzen.
Das kann dazu führen, dass Filme an Spannung und die Plots an Bedeutung verlieren. Das Problem liegt nicht nur in der Vorhersehbarkeit. Viel schwerer wiegt, dass Filme ihre innere Struktur verlieren. Früher gab es einen klaren Aufbau von Anfang, Höhepunkt und Ende, doch statt einer geschlossenen Erzählung bekommt das Publikum eine nie endende Fortsetzungsspirale. Franchises nehmen dem Tod so seine erzählerische Macht, was das emotionale Fundament von Blockbustern schwächt.
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Wenn Zahlen mehr wert sind als Vorhersehbarkeit
Natürlich ist es schön, wenn wir möglichst lange etwas von unseren Lieblingsfiguren haben. Aber wenn im Film niemand mehr wirklich stirbt, wozu dann noch solche Szenen drehen? Der Endgültigkeit glaubt man ja eh nicht mehr.
Solange Franchises mehr an den finanziellen Einspielergebnissen interessiert sind als an spannenden, unvorhersehbaren Geschichten, wird der Tod wohl weiterhin nur ein dramaturgisches Nickerchen sein.
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